Kunst im Wald
Das Saliera-Projekt ist Teil der Ausstellung „Into the Woods“ im Kunst Haus Wien, einem der beiden künstlerischen Hauptbeiträge des auf 100 Tage angelegten Kulturfestivals. Der Fokus des Events reicht aber weiter, umfasst Vermittlungsangebote, Partnerinstitutionen und sogar ein „Aktivismus Camp“, das u. a. auch Klimaklebern einen sanktionierten Rahmen zum Austausch bieten will.
Die Stadt Wien stellt sich mit viel Elan (und 1,5 Millionen Euro Förderbudget) hinter die Veranstaltung, die auch als ökologische Signalfahne für den Standort („Wir tun was!“) fungiert. Kunst ist schließlich sichtbarer als die sanfte Sanierung von Gebäuden oder die Umstellung eines Fuhrparks – allerdings schreckt sie meist vor plakativen Botschaften zurück.
Die Schau „Into the Woods“, die konkret den Wald in den Blick nimmt, markiert ein Ende im Spektrum der Auseinandersetzung: Künstlerinnen und Künstler widmen sich hier Monokulturen, Waldbränden oder Konflikten in der Landnutzung und generieren Bilder, die doch viel mehr sind als bloße Problemillustration. Der inhaltliche Hintergrund wird davon getrennt auf grünen Wandtafeln mitgeliefert.
Am anderen Ende des Kunstangebots steht die Gruppenschau „Songs for the Changing Seasons“, für die die Kuratorinnen Lucia Pietroiusti und Filipa Ramos international renommierte Personen eingebunden haben: Etwa die US-Künstlerin Joan Jonas, die gerade mit einer Retrospektive im MoMA geehrt wird und einige Fisch-Zeichnungen beisteuerte, oder die französische Biennale-Künstlerin Laure Prouvost mit einem gewebten Teppich, der über die Einsamkeit der Zugvögel erzählt. Auch hier ist das Mensch-Tier-Verhältnis Thema, der Zugang ist aber abstrakter und selbstbezüglicher.
Bei aller Poesie stellt sich in der Schau, die eine ehemalige Busgarage am Nordwestbahnhof-Gelände einnimmt, doch auch der Eindruck ein, dass die Kunstblase hier wie ein UFO gelandet ist.
Dass die Initiative „Tracing Spaces“, die seit Jahren das Areal bespielt – und der Geschichte der Fischwirtschaft im einstigen Auland ein ganzes Projekt widmete – nicht Teil der Biennale ist, verwundert. Man habe sich um Einbindung bemüht, sagt die Biennale-Kuratorin Sithara Pathirana auf Rückfrage; man habe sich nicht ernst genommen gefühlt und zum Betrieb des eigenen, vor Ort aufgebauten Museums nur 750 Euro angeboten bekommen, sagen die Künstler.
Dessen ungeachtet kooperiert die Biennale sonst eifrig – sehenswert ist am Gelände etwa die „Biofabrique“, eine Schauwerkstatt zur Wiederverwendung von Baumaterialien, sowie eine Präsentation von nachhaltigen Design-Ideen und ein Schauraum der Klasse „Ortsbezogene Kunst“ der Angewandten.
Das Außenareal, auf dem aus dem Biennale-Anlass teilweise der Asphalt aufgerissen und mit Jungbäumen bepflanzt wurde, lädt zum Verweilen ein. Wenn es nicht allzu heiß wird. Auch jene zu begeistern, die nicht sowieso schon im Chor der Klima-Bekehrten mitsingen, wäre jedenfalls ein Ziel des Events.
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