(K)ein Kultursommer wie damals: Was die Lockerungen möglich machen und was nicht
Schwitzen im Sommeranzug, Gelsen jagen bei Orchestermusik, Wälzen im Festivalschlamm: All das ist diesen Sommer (wieder) möglich. Die für die Kultur entscheidenden Pandemiemaßnahmen - Einschränkung der Besucherzahlen, keine Stehplätze, keine Gastronomie bei Veranstaltungen - sind mit Juli Geschichte (zumindest jetzt einmal). Als Kulturfreund muss man sagen: Endlich. Dadurch wird vieles möglich, auf das man allzulange verzichten musste. Es wird aber dennoch kein Kultursommer wie damals, vor der Pandemie.
Für viele Veranstalter bedeutet die heute bekanntgegebene Lockerung positiven Verwaltungsaufwand. Festpiele wie in Salzburg oder Bregenz, deren Durchführung bereits fix war, können mehr Tickets in den Verkauf bringen (haben aber vielleicht immer noch das Problem fehlender Touristen).
Einiges im Bühnenbereich aber ist bereits abgesagt und lässt sich wohl nicht so schnell wieder auf die Beine stellen. Und in besonders publikumsträchtigen Bereichen ist man von internationalen Umständen abhängig, die nichts mit der österreichischen Regelung zu tun haben.
Die folgenreichste Absage gab es in Reichenau: Die dortigen Festspiele wurden gestrichen, als noch eine Obergrenze bei der Auslastung geplant war. Nun sehen die Festspiele vielleicht überhaupt ihr Ende am Horizont dämmern - findet sich nicht rasch eine Lösung. Denn zugleich zum ausgefallenen Festspielsommer muss die Nachfolgeregelung des Intentandenpaares Loidolt gefunden werden - und wie diese weiter finanziell an den Festspielen beteiligt wären.
Jetzt plötzlich doch zu spielen, kommt jedenfalls nicht in Frage - weder in Reichenau noch wohl sonst wo, wo bereits abgesagt wurde. Auf Grund der langen Vorlauf- und Probenzeiten lässt sich gerade im Bühnenbereich kaum etwas Spontanes doch noch auf die Beine stellen: Absagen picken.
Aber vieles war ja bereits zugesagt: Mörbisch und St. Margarethen bieten Programm, 18 Spielorte hat heuer das Theaterfest NÖ, auch in Wien gibt es einen Kultursommer, Adi Hirschal und Michael Niavarani bieten Sommertheater, es gibt zahlreiche hochkarätige Musikfestivals wie Grafenegg, die Wiener Festwochen laufen bis in den Juli und dann wieder ab August, Saalfelden bietet wieder hochkarätigen Jazz. Überall gilt: Nun unter besseren Bedingungen. Das erleichtert auch die Finanzierung.
Rock ist nicht tot, nur verschoben
Im Festival- und Rocksommer schaut es ein bisschen anders aus. Das Frequency war ebenfalls fix, auch hier gibt e snun Erleichterungen, nicht zuletzt für die Veranstalter, die nun ein Szenario erarbeiten können. Doch sonst wird der Rocksommer durch die Lockerungen nun nicht schlagartig reichhaltiger werden:
Gerade hier ist man vom internationalen Angebot abhängig. Und die Tourneen großer Acts sind längst auf 2022 verschoben. Daher wird es ein Sommer der kleine(re)n Konzerte (was ja alles andere als schlecht ist). Die Chance ist hier aber noch da, dass Acts insbesondere aus dem deutschprachigen Raum spontan Konzerte aufstellen.
Großveranstaltungen werden wieder uneingeschränkt ohne Kapazitätsbeschränkungen stattfinden.
Die Gastro vor Ort unterliegt keinen besonderen Regeln mehr. Es gibt dort keine Maskenpflicht.
"Veranstaltungen mit Stehplätzen", also etwa Rockkonzerte, sind wieder möglich.
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