Katastrophaler US-Kinosommer: Darling, ich war nicht im Kino

Baywatch lief im Kino.
Es war, trotz guter Filme, der schlechteste Kinosommer seit 15 Jahren in Nordamerika.

Nur die Neuverfilmung von Stephen Kings "Es", die dieses Wochenende in den USA startet, dürfte gruseliger sein als das, was Hollywood im nun endenden Sommer an der Kinokassa erlitten hat.

Erstmals seit elf Jahren werden die Gesamteinnahmen in den so wichtigen Sommermonaten (Mai bis August) in Nordamerika unter vier Milliarden Dollar liegen. Berücksichtigt man noch die Inflation, hat Hollywood den schlechtesten Sommer dieses Jahrtausends erlebt. Ein Alarmsignal.

Denn eigentlich ist der Sommer Kino-Hochsaison: Hollywood macht mit zielgruppengerecht veröffentlichten Blockbustern in drei Monaten 40 Prozent des Jahresumsatzes. Heuer aber folgte eine Fehlzündung auf die nächste: "Baywatch", "Pirates of the Caribbean" oder "Transformers: The Last Knight" blieben hinter den Erwartungen zurück.

Der August wurde der sechste Monat in Folge, in dem die Kinoeinnahmen zurückgingen. Im Jahresvergleich sanken die Einnahmen um 14 Prozent.

Sogar ein neues All-you-can-eat-Angebot, bei dem man um 10 Dollar im Monat so oft ins Kino gehen kann, wie man will, fand nur wenige Abnehmer. Und das Jahr für Jahr schwierige Wochenende rund um den "Labor Day", mit dem die Sommersaison endet, war das schlechteste seit 30 Jahren.

Was ist passiert?

Der Knick ist keine Überraschung: Dass Hollywood zuletzt auf eine Monokultur setzte, die nicht aufrechtzuerhalten sein würde, wusste man. Superhelden, Science Fiction, Animation und Remakes bekannter Stoffe – davon wurden die Kinocharts zuletzt beherrscht.

Und jetzt sind das die Kinozuseher zusehendes leid.

Und nicht nur das: Es geht auch der Stoff aus. Von den erfolgreichsten 15 Filmen der 80er-Jahre haben zwölf bereits eine Neuauflage bzw. Fortsetzung erlebt.

Die Suche nach Verfilmbarem nimmt längst absurde Ausmaße an: Mit "Wonder Woman" fand man höchst erfolgreich Neues. Aber: Zum gefühlt hundertsten Mal gab es einen neuen Spider-Man (im Vergleich sogar recht erfolgreich), warum, blieb unklar. Es gab einen neuen Planeten der Affen (der dritte Teil der Vorgeschichte, oder so), es gab "Baywatch" und einen Film über Smileys.

Auf der Suche

Es gab aber auch überraschende Erfolge. Der Kriegsfilm "Dunkirk", die Komödie "Girls Trip", Familienunterhaltung wie der Lego-"Batman" zeigten das Kino in seinen alten Stärken: Für große Bilder, die am Laptop zu Hause nicht funktionieren. Und als Anlass, gemeinsam – mit Freunden, der Familie – etwas zu unternehmen.

Alles andere – den Kultur-Anspruch, die Rolle als Lebensbegleiter, den Star-Appeal – droht das Kino nämlich zu verlieren. So gut wie alle US-Medien, die die Kinomisere analysieren, verweisen nämlich, zu Recht, auf das Streaming-Fernsehen, das das Kino dort ersetzt hat, wo Hollywood nun wieder seinen Stoff suchen muss: Serien erzählen längst um vieles besser vom Menschen. Aber, vielleicht ein Trost für die Kinofreunde: Auch für das Serienfernsehen war es ein überaus schwieriger Sommer.

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