"Kunst": Klassentreffen ohne offene Rechnungen

Spielen in Yasmina Rezas Freundschafts-Komödie "KUNST" ab Donnerstag in den Kammerspielen: André Pohl, Martin Zauner, Herbert Föttinger
18 Jahre nach der Kult-Inszenierung im Rabenhof ist das "KUNST"-Team wieder vereint.

Sie spielten schon damals in Yasmina Rezas Erfolgsstück: André Pohl, Martin Zauner und Herbert Föttinger.

KURIER: Wie ist es, nach 18 Jahren in diesem Stück wieder aufeinander zu treffen – ein bisschen wie bei einem Klassentreffen?

André Pohl: Schweigen im Walde.... (alle lachen).

Martin Zauner: Naja, Klassentreffen?

Herbert Föttinger: Ich möchte vernünftige Antworten geben!

Tut mir leid, offenbar war die Frage zu blöd.

Föttinger: Nein, wir sind nur bescheidene Kollegen, die sich fragen: Wer soll zuerst reden?

Pohl: Das Stück hat sich verändert, der Text hat sich verändert, auch wir haben uns verändert und mussten erst einmal wieder zueinander finden. Mit der Sicherheit allerdings, dass das Stück mit uns funktioniert. Und das ist eine ganze Menge!

"Kunst": Klassentreffen ohne offene Rechnungen
APA17063458 - 18022014 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT KI - v.l.n.r Herbert Föttinger als "Serge", Martin Zauner als "Yvan" und Andre Pohl als "Marc"am Dienstag, 18. Februar 2014, während der Fotoprobe von "Kunst" in den Kammerspielen der Josefstadt. Das Stück hat am 20. Februar 2014 Premiere. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Inwiefern haben Sie sich verändert?

Pohl: Ich habe das Gefühl, dass ich den Text heute besser durchschaue. Dass es mir leichter fällt, als damals.

Zauner: Willst du was sagen, Herbert? Denn ich halt mich sehr zurück...

Föttinger: Ich weiß zwar nicht, ob man klüger wird, aber ich hoffe, dass man etwas lernt, vom Leben und durch das Leben. Und ich glaube, man wird genauer. Auch im Umgang mit dem Text. Anders als vor 18 Jahren, als wir uns eher in großer Freude...

Pohl: ...gefühlsmäßiger dem Text genähert haben.

Föttinger: Es hat solchen Spaß gemacht! Selten liest man ein Stück und muss laut lachen. Das habe ich nie wieder so erlebt: Dass man schon beim Lesen von dem Stück so unterhalten wird. Und ich glaube, wir sind heute im Alter richtiger besetzt, so zwischen 45 und 50.

Zauner: Wir haben jetzt das richtige Alter...

Föttinger: ... und damals waren wir zu jung.

Eine Rolle noch einmal spielen: Viele Schauspieler wünschen sich das.

Föttinger: Das sagt man, wenn man noch eine Rechnung offen hat mit einem Stück.

Pohl: Aber das haben wir nicht in diesem Fall.

Föttinger: Insofern ist das mit dem Klassentreffen ein eigenartiges Gefühl. Es fühlt sich nicht an wie eine Neuinszenierung, sondern wie eine Wiederaufnahme mit verschärfter Genauigkeit.

Zauner: Eine reifere!

Föttinger: Eine reifere Wiederaufnahme nach 18 Jahren. Mit den selben Partnern. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe bei „Das weite Land“ erlebt: Andere Partner ergeben andere Konstellationen. Du, André, wirst das jetzt erleben, wenn du in Reichenau „Das weite Land“ machst, wieder den Mauer spielst und nicht mehr mich als Hofreiter hast! Was natürlich nicht einfach ist (lacht)!

Pohl: Eine Belastung (lacht)!

Föttinger: Wie du damit leben kannst, weiß ich ohnehin nicht – das musst du mit deinem Gewissen vereinbaren. Aber ernsthaft: Andere Partner spielen anders und dadurch ergeben sich andere Situationen. Und daher ist es interessant, sich jetzt in der gleichen Situation wieder zu finden.

Zauner: Das Lustige ist aber: Obwohl die Partner die gleichen sind, sind die Reaktionen heute anders. Weil die Lebenserfahrungen vieles ändern. Damals fiel es uns leicht, gerade heraus zu sagen: Deine Freundin kannst du vergessen! Ab einem gewissen Alter kann man das so nicht mehr sagen.

"Kunst": Klassentreffen ohne offene Rechnungen
Interview mit den Schauspielern Andre Pohl , Martin Zauner und Herbert Föttinger im Theater in der Josefstadt anlässlich der Wiederaufführung des Stückes "Kunst" von Yasmina Reza ab 20. Februar 2014 in den Kammerspielen der Josefstadt. Wien am 12.02.2014.
Haben Sie sich Mitschnitte von damals angeschaut?

Zauner: Nein.

Pohl: Ich auch nicht.

Föttinger: Ich schon. Ich musste das Stück ja programmieren. Denn die Kollegen hatten durchaus öfter den Wunsch geäußert, das Stück wieder zu spielen. Stimmt das?

Pohl und Zauner: Ja!

Föttinger: Na bitte, ich sage die Wahrheit. Das ist ja nicht immer so leicht als Theaterdirektor. Also ich habe mir das wieder angeschaut. Und das war furchtbar für mich, denn ich sehe mich nicht gerne.

Zauner: Ich schon!

Föttinger: Und noch dazu vor 18 Jahren...

Warum sehen Sie sich nicht gerne?

Föttinger: Ich finde alles furchtbar, was ich mache! Ich bin nie zufrieden!

Zauner: Damit habe ich keine Schwierigkeiten.

Pohl: Vielleicht ist die Qualität der Aufzeichnung nicht gut (alle lachen).

Föttinger: Die Unzufriedenheit ist mein Begleiter und auch mein Motor.

Zauner: Also, wenn ich mich sehe, schaue ich auch: Geht das? Oder geht das nicht? Aber ich kann trotzdem gut schlafen.

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