Josefstadt-Direktor Föttinger kritisiert Teichtmeister-Berichterstattung

Josefstadt-Direktor Föttinger kritisiert Teichtmeister-Berichterstattung
Der Josefstadt-Direktor kritisiert, dass Medien "den journalistischen Kompass verloren haben". Ein Thema wie der Fall Teichtmeister "darf nicht am Stammtisch behandelt werden".

Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger hat am Sonntag in einem "JosefstadtGespräch" Kritik an der Berichterstattung über den Fall Florian Teichtmeister geübt: "Das ist das Problem, dass die Medien das in einer Weise aufgegriffen haben und den journalistischen Kompass total verloren haben." Im Dialog mit Eva Maria Klinger sagte Föttinger außerdem: "Ich finde, ein so komplexes Thema darf nicht am Stammtisch behandelt werden."

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Teichtmeister, der am Theater in der Josefstadt groß geworden war, wurde am Dienstag in Wien wegen Besitzes und Herstellung von zehntausenden Dateien mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen zu zwei Jahren Haft verurteilt und in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen. Beides wurde ihm unter Setzung einer fünfjährigen Probezeit bedingt nachgesehen.

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Josefstadt-Direktor Föttinger kritisiert Teichtmeister-Berichterstattung

Schauspieler Florian Teichtmeister und sein Anwalt Rudolf Mayer bei der Gerichtsverhandlung

"Ich bin kein Sexualforscher"

Über die Vorfälle rund um den Prozess meinte Föttinger: "Wenn ich höre, dass der Richter sagt, das sei ihm in seiner Laufbahn so noch nicht passiert, finde ich das signifikant. Und ich glaube, er meint, wenn ich ihn recht verstehe, diese Medienhetze, diese Verhetzung." Generell sei es "ein wirklich komplexes Thema, das in den letzten Monaten derart hochgeschaukelt wurde, wo alle Menschen mitreden über etwas, für das sie keine Ausbildung und keine wirkliche Auseinandersetzung haben".

Alle würden sich befähigt fühlen, ein Urteil zu fällen, so Föttinger weiter. "Ich bin kein Sexualforscher, ich bin kein Gesellschaftstherapeut, ich bin kein Psychotherapeut. Das ist dann auch nicht die Meinung eines Profis, eines Fachmanns, das ist dann, das haben wir jetzt erlebt, eine Stammtischmeinung", betonte der Theaterdirektor.

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"Gibt nichts zu enthüllen"

Alle würden sich jetzt wünschen, dass er irgendetwas enthülle, so Föttinger. "Aber es gibt nichts zu enthüllen." Wenn Teichtmeisters Verteidiger sage, es gebe nichts kleinzureden, könne er das "nur unterschreiben". Nachsatz: "Und wenn der Richter sagt, wir folgen dem Ruf der Straße nicht, dann kann ich das auch nur unterschreiben."

Auf die Frage Klingers, Teichtmeister habe ein Jobangebot, "kann man sich das vorstellen?", forderte ein Zwischenruf aus dem Publikum einen Themenwechsel. Darauf Föttinger: "Wenn das Publikum sagt, bitte beenden Sie dieses Thema, dann finde ich, sollte man dem Ruf, nicht der Straße, sondern des Publikums folgen. Ich glaube, wir beenden das Thema."

Ein kolportiertes Jobangebot im Bereich des Kulturmanagements ist laut mehrere Medienberichte unter Berufung auf Teichtmeisters Anwalt Rudolf Mayer übrigens nicht mehr aktuell.

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