John Rebus’ Rückkehr

Foto von Ian Rankin
Der schottische Autor schenkt seinem Krimihelden Fall Nr. 18.

Mädchengrab" hat schon gewonnen. Weil: Da sitzt jemand vor einem Vorgesetzten, und der kündigt an, er werde ihm kein gutes Referenzzeugnis schreiben. Und er, der Untergebene, wird nicht blass oder fängt zu stottern an, sondern sagt zum Chef: „Sie bekommen trotzdem ein Autogramm von mir.“

Das tut gut; und ist wird noch besser, denn der Typ, der sich nichts pfeift, ist John Rebus: der einstige Detective Inspector der Polizei in Edinburgh, ähnlich populär gewesen wie Mankells Kommissar Wallander. In 17 Krimis war Rebus der Elefant im Porzellanladen mit Vorliebe für Single Malt und Rolling Stones. Aber in „Ein Rest von Schuld“ (2008) hat ihn der schottische Schriftsteller Ian Rankin in Pension geschickt. John Rebus war 60, fix und fertig, und bei der schottischen Polizei ging man mit 60.
Ian Rankin erfand mit Malcolm Fox einen neuen Helden, einen ganz anderen, der sich um seinen Vater im Pflegeheim kümmert und daheim gern einen Radiosender einschaltet, der Tag und Nacht Vogelgezwitscher spielt. Kann durchaus sein, dass das dem Autor selbst auf die Nerven gegangen ist, und da traf es sich gut, dass mittlerweile das gesetzliche Rentenalter auf 65 angehoben wurde (wie es von verzweifelten Lesern vorgeschlagen worden war).

Fünf Minuten

Es ist nicht so, dass der 52-jährige Rankin mit seiner Romanfigur gern auf ein Bier gehen würde:
„Wenn Rebus jetzt hierher in die Oxford Bar kommt, könnten wir vielleicht fünf Minuten über Musik sprechen und fünf Minuten über Edinburgh, aber mehr hätten wir uns nicht zu sagen. Er würde mich nicht mögen, weil ich keinen Tag hart gearbeitet habe im Leben und nicht einmal mein Studium selbst finanzieren müsste. Und meine politischen Ansichten wären ihm bestimmt zu liberal ...“
Dass die Welt nicht so schlicht und schwarz-weiß ist, wie John Rebus sie sieht – das ist Rankins Aufgabe; und er macht sie in „Mädchengrab“ derart gut, dass dieser neue Krimi zu seinen besten gehört.
John Rebus arbeitet – bevor er sich wieder als richtiger Polizist bewirbt – als freier Mitarbeiter in einer Abteilung für „Cold Cases“. Der hoffnungslose Fall, dessen er sich annimmt, führt zu jungen Frauen, die alle in der Nähe der schottischen Autobahn A 9 verschwunden sind.

Ein Roadmovie gewissermaßen, in dem es auch zum Aufeinandertreffen mit Rebus’ Bestseller-Nachfolger Malcom Fox kommt.
Unter uns gesagt: Nach diesem Vergleich wäre es gar nicht schlimm, würde Fox ab sofort mit seinem Vogelgezwitscher allein gelassen werden.

KURIER-Wertung: ***** von *****

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