Die Angst, fürs gute Leben bestraft zu werden
Dass Antonia Pollak beim Sex mit ihrem Mann an die Wildschweinsalami denkt, die sie vorher eingekauft hat (und an das große Stück Parmesan) – okay, das ist durchaus nachvollziehbar. Kann ja umgekehrt auch so sein.
Aber dass es ihr in dieser Ehe derart gut geht, dass sie auf Händen getragen wird, zwei Kinder hat und Geld für alles ... und sie dennoch unglücklich ist, weil sie das richtige Leben im falschen führt: Seltsam ist das alles.
Seltsam, vergnüglich und, wegen Antonias Vergangenheit, spannend.
„Besser“ ist am Freitag dem 9. März erschienen.
KURIER: Mögen Sie Antonia?
Doris Knecht: Das habe ich mir bisher nicht überlegt. Aber jetzt, wo Sie fragen: Sie wäre mir jetzt vermutlich nicht in der Sekunde sympathisch. Aber interessant fände ich sie möglicherweise trotzdem.
Weil?
Sie hat offensichtlich ein Geheimnis, deshalb.
Sie macht sich lustig über Frauen, die sich nur „Discounter-Prosecco“ leisten können, weil es ihr besser geht, aber es geht ihr nicht gut, weil es selbst Menschen, denen es am besten geht, nicht gut geht ... das ist ihr Geheimnis?
Doris Knechts zweiter Roman ist verwirrend; für Männer. Nein, eher weil sie die ganze Zeit das Gefühl hat, sie sei ein Hochstaplerin, die das Leben, das sie führt, nicht verdient hat. Sie hat immer Angst, sie würde dafür bestraft.
Und gönnt sich deshalb einen Lover. Komplizierte Frau.
Existiert etwas derartiges wie eine unkomplizierte Frau?
Dagegen war der Gruber, Held Ihres ersten Romans „Gruber geht“ direkt fad: Ein Karrieretyp, der krank und dadurch empfänglicher wird für die Liebe. War die Antonia Pollak mehr schriftstellerische Herausforderung für Sie?
Ja, schon. Wenn man aus der Sicht einer Frau schreibt, hat man ständig die Angst, dass zu viel von seinem selbst einfließen könnte, weil einem ihre Gefühlswelt – auch wenn sie völlig anders ist – naturgemäß vertrauter ist als die eines arroganten Machos, dem man über die Schulter schaut. Es ging dann aber eh.
Es ging nicht „eh“, der Roman war für den Deutschen Buchpreis nominiert und wird mit Manuel Rubey verfilmt. Kriegt man da beim zweiten Roman Angst?
Nein, so eine Nominierung gibt einem natürlich Aufwind. Man darf sich nur nicht in Erwartungen versteigen. Und ein bissl Respekt hat man sowieso vor jedem neuen Buch – aber das schadet nicht.
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