Ingeborg Bachmann im Literaturmuseum: Zerbrochen am Zumutbaren

Ingeborg Bachmann - fotografiert von ihrem Bruder Heinz
Das Literaturmuseum widmet der Autorin anlässlich ihres 50. Todestags seine liebevoll kompilierte Jahresausstellung: mehr als nur eine „Hommage“

Die kurzen Texte in „Der Stimmenimitator“ (1978) drehen sich meist um den Tod. Unter dem Titel „In Rom“ schreibt Thomas Bernhard in Ich-Form über Ingeborg Bachmann: „In einem römischen Krankenhaus ist die intelligenteste und bedeutendste Dichterin, die unser Land in diesem Jahrhundert hervorgebracht hat, an den Folgen von Verbrühungen und Verbrennungen gestorben, die sie sich in ihrer Badewanne zugezogen haben muss ...“

Die Leute würden rätseln, ob deren Tod „nur ein Unglück oder tatsächlich Selbstmord“ war: „Die an den Selbstmord der Dichterin glauben, sagen immer wieder, sie sei an sich selbst zerbrochen, während sie in Wirklichkeit naturgemäß nur an ihrer Umwelt und im Grunde an der Gemeinheit ihrer Heimat zerbrochen ist, von welcher sie auch im Ausland auf Schritt und Tritt verfolgt worden war wie so viele.“

Naturgemäß stimmt nicht alles, was Bernhard behauptet. In der Nacht auf den 26. September 1973 erlitt Bachmann, schwer tablettensüchtig, Verletzungen durch einen Brand, der beim Einschlafen mit einer brennenden Zigarette ausgelöst worden war. Drei Wochen später, am 17. Oktober, starb sie 47-jährig im Krankenhaus Sant’Eugenio – in erster Linie wohl an den Entzugserscheinungen.

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