Nein, der jüngste Zuwachs in Wiens Museumslandschaft ist ein zeitgenössisches Haus und als solches, man verzeihe das Trendwort, ein „Hybrid“.
Die drei Ebenen, die durch schön anzuschauende Freitreppen zu erklimmen sind, sind ebenso Bühnen wie Orte der Kunstbetrachtung. Die Architektur, mit ihren verdrehten Plateaus und zahlreichen Durchblicken über die Ebenen hinweg, ist selbst mindestens so sehr Akteurin wie Dienerin der Kunst.
Zwar betont Husslein-Arco, dass die Räume mit Stellwänden veränderbar seien – aber es ist auch klar, dass das Museum, dessen historische Anmutung sich auf die Fassade des einstigen Kanzleigebäudes beschränkt, nicht in erster Linie gebaut wurde, um darin Bilder aufzuhängen. Die Hingucker-Werke – ein Dino aus Trompetenrohren von Constantin Luser, eine lila Sau von Lena Henke, eine Arbeit von Brigitte Kowanz – sind allesamt Skulpturen oder Objekte.
Die Eröffnungsschau, die nicht zuletzt die vom Architekturbüro „thenextENTERprise“ geschaffenen Raumqualitäten hervorkehren will, hält die Kunstbespielung bewusst locker. Die Unterteilung in drei inhaltliche Stränge – einmal geht es um Tiere in der Kunst, dann um Licht und Neon, schließlich noch um Beziehungen von Schrift und Bild – wirkt dabei ein wenig konstruiert.Was aber auffällt, ist, dass Husslein-Arco – im Kontrast zu den „großen Namen“ der „Wow!“-Schau – Anschluss an die Gegenwart suchte und dabei seit 2018 viele Werke einer jüngeren Generation in Österreich tätiger Kunstschaffender eingekauft hat.
Ulrike Müllers Teppich mit Katzen-Konturen etwa füllt eine große Wand. Andreas Duscha schuf als Auftragsarbeit Spiegel-Objekte nahe der Sanitärräume – auf einem ist eine Anspielung auf die spekulative „Tulpenblase“ im Goldenen Zeitalter der Niederlande zu sehen. Regt sich da gar Kapitalismuskritik im Haus der Milliardärin?
Museumsleiterin Husslein-Arco betont, dass die Initiative zu jüngeren Positionen von Goëss-Horten selbst gekommen sei. Dass diese die längste Zeit nach persönlichen Vorlieben Kunst für ihr privates Umfeld kaufte, ist aber auch kein Geheimnis.
Die Antwort auf die Frage „Für wen?“ ist also ein Prozess, und er ist bei Weitem nicht abgeschlossen. Dass Goëss-Horten ihn angestoßen hat, ist ihr hoch anzurechnen (sie hätte ja ihre Schätze auch nur horten können); der Ort, den sie schaffen ließ, das Potenzial zur Öffnung, spielt es aber noch nicht voll aus: Noch wandelt man, seiner eigenen Position unsicher, umher, anstatt sich aufzuhalten, der Charakter eines Forums fehlt. Aber das Museum steht ja erst ganz am Anfang.
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