Verkürzt lautet der Vorwurf: Der deutsche Kaufhausmagnat Helmut Horten (1909 – 1987) hätte sein enormes Vermögen nur auf Basis von „Arisierungen“ in der NS-Zeit machen können. Daher hafte „der braune Makel“ (so der "Standard") auch an den Werken, die seine 32 Jahre jüngere Frau Heidi Goëss-Horten mit ihrer Apanage bzw. ihrem Vermögen ab den 90er-Jahren erwarb.
Helmut Horten selbst äußerte sich nie über die Jahre 1933 (Machtübergabe in Deutschland an Adolf Hitler) bis 1945. Licht ins Dunkel brachte nun ein Gutachten über den „Vermögens- und Geschäftsaufbau von Helmut Horten im Kontext der ,Arisierung‘ in der Zeit des ,Dritten Reiches‘“. Es war von der Helmut Horten Stiftung in Auftrag gegeben worden, die der Unternehmer 1971, nach dem Rückzug ins Privatleben, in der Schweiz gegründet hat. Sie fördert medizinische Innovation.
Vom Herrenmodenverkäufer ...
Erstaunlicherweise veröffentlichte nicht die Stiftung die Ergebnisse von Peter Hoeres und Maximilian Kutzner (Uni Würzburg): Die Historiker publizierten am Dienstag einen ausführlichen Beitrag in der renommierten FAZ; vielleicht sollte dem möglichen Vorwurf, dass der Auftraggeber die Tendenz bestimmt haben könnte, vorgebaut werden.
Denn Hoeres und Kutzner entlasten Helmut Horten gleich mehrfach. Natürlich: Ohne die Repressionen des NS-Regimes, die im Genozid mündeten, wäre es dem Herrenmodenverkäufer nicht gelungen, ab 1936 mehrere Kaufhäuser zu übernehmen. Allerdings: Im Fall Alsberg waren die Konditionen der „Arisierung“ schon vereinbart, als Horten einstieg.
... zum Kaufhausmagnaten
Und beim Kaufhaus Hess war er bereit gewesen, mehr zu zahlen (was die Nazis nicht akzeptierten). Generell hätte Horten, so die beiden Autoren, keine Notsituation für jüdische Geschäftsleute herbeigeführt oder diese verschärft.
1948 vor dem Entnazifizierungsausschuss hätte gegen Horten, der in einem Unternehmen Zwangsarbeiter beschäftigt hatte, nichts vorgebracht werden können, außer dass er 1937 der NSDAP beigetreten war: Er hätte Juden weiterbeschäftigt oder unterstützt – und die Machthaber sogar offen kritisiert. Fazit: „Eine vollständige Identifizierung mit der NS-Ideologie war für erfolgreiches unternehmerisches Handeln nicht zwingend erforderlich.“
Horten wurde freigesprochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag auch sein Imperium – kurz nur – in Schutt und Asche. Er leistete in vielen Fällen außergerichtlich Wiedergutmachung. Und er war eben verdammt clever.
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