Den geladenen Wettbewerb konnte vor einem Jahr das Wiener Büro „next ENTERprise“ für sich entscheiden. Und nun sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Das Gebäude wurde komplett ausgehöhlt. Sprich: Es steht nur mehr die Fassade. Zudem soll es unterkellert werden. Bei den Aushubarbeiten stieß man, nicht weiter verwunderlich, auf mittelalterliche Befestigungsanlagen. „Seit einigen Wochen buddeln die Stadtarchäologen“, erzählt Husslein-Arco bei der Besichtigung. Großartige Funde seien aber nicht gemacht worden. Daher könne das Projekt – mit einer begrünten Fassade und einem Skulpturengarten – wie geplant realisiert werden. Über Geld wird nicht geredet. Das hat man.
KURIER: Ihr Vertrag als Direktorin des Belvederes wurde 2016 nicht mehr verlängert – u. a. wegen Verstößen gegen die Compliance-Regeln. Man warf Ihnen zudem vor, im Homeoffice gearbeitet zu haben. In Corona-Zeiten wäre das wohl kein Grund mehr.
Agnes Husslein-Arco: Eigentlich auch damals nicht. Denn jeder wusste es – und alle hatten es jahrelang akzeptiert. Mein Homeoffice am Wörthersee war etwa für die Generierung von Schenkungen, Leihgaben oder Sponsorgeldern äußerst effizient.
Machen Sie sich jetzt Klaus Albrecht Schröder, den Chef der Albertina, zum Feind?
Wie kommen Sie darauf?
Weil auch er gerne das Stöcklgebäude im Hanuschhof bespielt hätte – mit der Fotosammlung der Albertina.
Natürlich hätte er es gerne gehabt. Die beiden Gebäude waren früher einmal über eine Brücke miteinander verbunden – wir haben erst unlängst einen Stich erworben, der dies darstellt. Aber das Stöckl war für ihn nie im Bereich der Möglichkeiten. Seine Entscheidung, mit der „Albertina modern“ ins Künstlerhaus zu gehen, fiel lange vor dem Ankauf des Stöckls durch Heidi Goëss-Horten. Es gibt keinen Grund für Vorwürfe. Wir sorgen ja für eine Aufwertung des Standorts. Er weiß das auch: Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu.
In der Albertina kann man die Sammlung Batliner sehen. Worin liegt der Unterschied zur Sammlung Horten? Da wie dort gibt es Impressionismus, Expressionismus …
Ganz einfach in der Qualität. ArtNews listet die Heidi Horten Collection unter den 200 wichtigsten Sammlungen weltweit. Die Sammlungen Batliner und Essl werden Sie da nicht finden.
Ein bisschen Ruhm fällt auf Sie ab. Denn Sie sind seit vielen Jahren die Beraterin von Heidi Goëss-Horten.
Das stimmt. Wir sind ein gutes Team. Aber Heidi Goëss-Horten hat sehr viele Bilder selbst gefunden – und auch immer wieder meine Vorschläge abgelehnt. Die Sammlung verdeutlicht ganz klar ihren Geschmack und ihre Persönlichkeit.
Man sieht sofort: Heidi Goëss-Horten liebt Tiere.
Genau, es gibt Schwerpunkte, darunter Tierdarstellungen quer durch die Jahrhunderte. Heidi Goëss-Horten hat auch ein Faible für Frauenporträts. Oder für Schuhe – mit Werken von Andy Warhol über Birgit Jürgenssen bis zu Sylvie Fleury.
Kauft eigentlich Heidi Goëss-Horten weiterhin?
Ja. Erst unlängst haben wir ein Feuerbild von Otto Piene und eine wunderbare Lichtskulptur von Brigitte Kowanz erworben.
Stellt sich Heidi Goëss-Horten tatsächlich der NS-Vergangenheit ihres Mannes?
Ja, sie hat eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der Familien- und Unternehmensgeschichte beauftragt, deren Ergebnisse wir noch vor der Eröffnung des Museums erwarten. Die Geschichte von Helmut Horten und der Horten Kaufhäuser wird von einem Historikerteam der Universität Würzburg, geleitet von Peter Hoeres, Professor für Neueste Geschichte, aufgearbeitet.
Welche Funktion haben Sie? Direktorin auf Lebenszeit?
Ich bin die Generalbevollmächtigte für den Bau, werde die Eröffnung vorbereiten und das Museum leiten. Aber wie lange, das ist nicht fixiert. Heidi Goëss-Horten möchte, dass die Zukunft des Museums langfristig gesichert ist.
Sie denkt daher an die Gründung einer Stiftung?
Die genaue rechtliche Grundlage ist noch nicht fixiert. Mit Juristen wird jedenfalls an einer Struktur gearbeitet, um den Museumsbetrieb auf lange Zeit zu gewährleisten. Heidi Goëss-Horten wird die Mittel dafür zur Verfügung stellen.
Was machen Sie sonst noch?
Ich bin im Vorstand der Leopold Museum Privatstiftung, nominiert vom Finanzministerium.
Eine Unvereinbarkeit sehen Sie nicht?
Derzeit gibt es keine Konkurrenzsituation. Ich glaube, dass man im Leopold Museum über meinen Input dankbar ist. Ich habe ja nicht nur das Belvedere geleitet. Die Frage stellt sich erst, wenn wir 2022 aufsperren.
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