Es beginnt wie ein Puppenspiel: In einer winzigen Guckkastenbühne sägen „sie“ und „er“ marionettenartig mit Messern zur minimalistischen Musik am Essen, ihre Dialoge werden von Schauspielern seitlich aus dem Off dazugesprochen. Immer wieder steht eine Figur auf, geht ab – und kommt leicht verändert wieder. Weil, wie sich herausstellt, jede und jeder im Ensemble mit einer Maske auf dem Kopf „sie“ oder „ihn“ verkörpert. Das birgt Witz.
Nach dieser Szene weitet sich die Bühne zu einem riesigen „Büro“ mit gelochten Holzwänden. Claudia Bauer ergänzt den Alltag des Autors im grauen Anzug, der unentwegt raucht und Whiskey trinkt, um Traumsequenzen oder Gedanken – beziehungsweise „Aus der Fremde“ um andere Texte von Jandl.
Die Inszenierung der „Rezitative“ erhält ob dieser Einschübe tatsächlich etwas Opernhaftes. Im Orchestergraben sitzen denn auch vier Personen im Frack; dass Dirigentin Jera H. Petriček, wenn ein Akteur zu sehr in Saft geht, den Regenschirm aufspannt, steigert die Groteske noch.
Doch irgendwann stockt der Erzählfluss: Das stringente Konzept mutiert zu einer Collage. Denn Claudia Bauer und Dramaturg Matthias Seier haben auch Jandls zweites Stück „die humanisten“ integriert – als Clown-Nummer. Es schmerzt, dass genau die zentrale Passage (es geht um die Fristenlösung) gestrichen wurde. Und warum gerade ein Zitat aus der Rumpf-Version dem mit 2 Stunden 20 etwas zu langen Abend den irreführenden Titel „humanistää!“ gibt, bleibt rätselhaft.
Aus dem hoch motivierten Ensemble sticht Samouil Stoyanov mit seiner überwältigenden Interpretation des „deutschen gedichts“ heraus. Er zeigt, was einst auch Jandl bei seinen Performance-Lesungen bewies: Es braucht eigentlich gar kein Klimbim.
Kommentare