Herr Zuckerberg zeigt seine Macht

Herr Zuckerberg zeigt seine Macht
Ab sofort dürfen in Australien keine Nachrichten mehr auf Facebook gepostet werden. Der Konzern will nicht für Journalismus zahlen und schaltet um auf Powerplay.

Kein Wetter, keine Nachrichten, keine Regierungsinformationen über die in drei Tagen startenden Massenimpfungen: Facebook hat in der Nacht auf Donnerstag Australiens News-Webseiten und jenen der Regierung auf seiner Plattform den Stecker gezogen. Damit zeigt der Konzern von Mark Zuckerberg ungekannte Härte im Umgang mit einem Land, das sich gegen die Übermacht des Internetgiganten zu wehren versucht. Der Anlass war ein Gesetzesvorhaben, um die australischen Medien zu schützen. Die dortige Regierung hatte vor, Lizenzgebühren für journalistische Inhalte auf Internetplattformen einzuführen. Sprich: Wenn auf Facebook ein Link einer australischen Zeitung verbreitet wird und der blaue Riese damit Werbeumsatz macht, soll er künftig einen Teil dieser Erlöse an den Urheber abführen.

Nukleare Option

Facebook zog nun ohne Ankündigung die „nukleare Option“ und schaltete Australiens Medienbranche auf stumm. Das sorgte für einen Aufschrei. Denn wie überall auf der Welt werden auch in Australien aktuelle Informationen auf Social Media diskutiert – das geht von Pandemiemaßnahmen bis zu den immer wieder kehrenden Buschfeuern. Dass der Schritt von Facebook genau in einer solchen Krisenzeit erfolgt, hat besondere Empörung hervorgerufen. Premierminister Scott Morrison bezeichnete den Schritt als „ebenso enttäuschend wie arrogant“ und wetterte, Facebook habe Australien „entfreundet“. Das Land werde an seinem Gesetzesvorhaben festhalten, egal was die Silicon-Valley-Konzerne dazu sagten: „Sie mögen die Welt verändern, aber das bedeutet nicht, dass sie sie regieren.“

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