„Ich müsste eigentlich jammern, aber so ein Mensch bin ich nicht. Ich bin kein Schwarzseher sondern eher ein Optimist“, sagt Andreas Schager dazu im KURIER-Gespräch. Nachsatz: „Natürlich war es bitter. Immerhin hat diese Corona-Pandemie für eine Vollbremsung des Lebens innerhalb von zehn Sekunden gesorgt. Allein mir sind insgesamt zwölf Produktionen ausgefallen.“
Schager weiter: „Die Unsicherheit bleibt. Wie geht es im Herbst weiter? Was ist machbar, was nicht? Für freischaffende Künstler ist diese Situation oft existenzbedrohend. Verträge waren plötzlich nichts mehr wert. Da muss man die Veranstalter in die Pflicht nehmen. Denn der Vertrauensbruch ist groß. Das muss erst einmal wieder gekittet werden.“
Kamen nach Schagers Ansicht viele Absagen zu früh?
„Festivals wie Mörbisch, St. Margarethen oder Bregenz verstehe ich sehr gut. Die wären undurchführbar gewesen. Aber in Bayreuth hätte man ruhig warten oder konzertante Aufführungen andenken können. Doch am Grünen Hügel ist so viel in Bewegung. Ich hoffe, es erblüht bald wieder etwas Neues in Bayreuth.“
Untätig war und ist Schager aber dennoch nicht. Bereits am 3. August wird er gemeinsam mit seiner Frau, der Geigerin Lidia Baich, und dem Pianisten Helmut Deutsch ein neues Programm präsentieren.
Im „Theater im Park“ wird das Trio „Siegfried auf Abwegen“ vorstellen. „Da betrachten wir Wagner humorvoll durch die Augen von Mozart, Beethoven oder auch Bernstein“, so der deklarierte Heldentenor.
Und am 8. August wird Schager auf Schloss Esterházy bei Joseph Haydns „Jahreszeiten“ zu erleben sein. Seine Partner sind Daniela Fally, Günther Groissböck und Heinz Ferlesch mit dem Barucco Originalklangorchester sowie dem Chor Ad Libitum.
Schager lachend: „Siegfried, Parsifal, Lohengrin, Rienzi oder Tristan zum Trotz – ich schmuggle durch die Hintertür immer gern Mozart oder Haydn in meinen Terminkalender. Das ist gut für die Stimme, und ich habe das wie ja auch die Operette von Grund auf gelernt.“
Doch sind auch neue Partien angedacht? „Stolzing in den ,Meistersingern’, ,Liebe der Danae’ von Strauss, Paul in Korngolds ,Toter Stadt’, Pfitzners ,Palestrina’, ,Tiefland’ von D’Albert, ,Samson und Dalila’ fallen mir da ein. Für Verdis ,Otello’ hat mich Daniel Barenboim angefragt. Bis dato ging es sich zeitlich leider nicht aus. Doch jetzt ist ja alles anders. Wir werden also sehen.“
Und gibt es Pläne für die Wiener Staatsoper? „Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Und daher kann ich nur sagen: Über ungelegte Eier gackert man nicht. Ich bin in Berlin im Ensemble, aber Gespräche mit Wien gibt es. Doch vorher sollten wir hoffen, dass es möglichst bald einen Impfstoff gegen das Corona-Virus gibt, und wir zur Normalität zurückkehren dürfen. Wenn wir eines aus dieser Krise lernen können, dann: Dass wir wieder mehr auf das Menschliche schauen und den Gesellschaftsvertrag neu überdenken müssen. Handschlagqualität ist in der Welt das Wesentliche.“
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