Hansi Hinterseer: "Wenn es melodisch passt, vibriert’s in einem"

Er macht sich gerne rar, dennoch sieht man Hansi Hinterseer oft, wenn er sich in einem Werbespot von seinen „bärigen“ Fellstiefeln trennt. Trotz seiner Absetzung als TV-Moderator hat der blonde Tiroler den Erfolg gepachtet. Sein aktuelles Album „Heut’ ist Dein Tag“ eroberte in Österreich, Deutschland und Dänemark Platz 1 der Charts.

Der KURIER trifft den ehemaligen Slalomfahrer zu einem seiner seltenen Interviews beim Heurigen. Zwischen belegten Broten, Traubensaft und Wein holt der braun gebrannte und stets gut gelaunte Kitzbüheler tief Luft, reibt seine Handflächen und sagt im gewohnt besonnenen Tiroler Dialekt: „Ich würde sehr gerne weiter machen.“ Er beantwortet damit die Frage, wie es sich anfühlt, nach 18 Jahren als Fernsehmoderator ausgedient zu haben. „Es hat lange Zeit super funktioniert, aber eine neue Generation von Sendungsmachern will Sachen verändern und weniger Geld für volkstümliche Programme ausgeben.“ Bei aller Enttäuschung ist da weder Unmut noch Wut. Vielmehr bedankt sich Hinterseer für die „tolle Zeit“: „Die zahlreichen Musiksendungen haben meine Gesangs-Karriere begleitet und stark gefördert. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Auf dem neuen Album klingt das dann so: Geht auch alles schief, tu’ einfach so, als geht’s Dir gut. Dass er es damit sogar in Dänemark an die Spitze geschafft hat, ist für Hinterseer „ein Hammer. Ich habe eine Gänsehaut bekommen, wie ich davon erfahren habe.“ Dabei ist Dänemark für ihn ein bekannt guter Boden. Mit „The Danish Collection“ verdrängte er 2010 Lady Gaga und die Black Eyed Peas von der Spitze der Charts. Obwohl die Dänen die Texte nicht einmal verstehen. Hansis Erklärung: „Wenn es melodisch passt, vibriert’s einfach in einem.“

Wie die Zeit vergeht

Hinterseer begann erst mit 23 Jahren, die Steirische zu spielen. „Neben dem Skifahren hatte ich keine Zeit, ein Instrument zu lernen.“ 1994 kam das Debüt-Album „Bergvagabunden“, seither hat der Volksmusikstar jedes Jahr eine neue Platte veröffentlicht. Richtig ins Rollen brachte der Musikantenstadl seine Karriere: „Der Stadl ist etwas Eigenes“, sagt Hinterseer und erinnert sich an seine zahlreichen Auftritte. „Aber Freundschaften sind über die Jahre nicht entstanden. Eher Bekanntschaften.“ Kommenden Februar wird Hinterseer 60 Jahre alt. Ruhestand? Kein Thema – darüber denkt er einfach nicht nach. „Diese Frage stellt sich nicht. Erst, wenn ich spüre, dass die Leute genug von mir haben, lass’ ich es bleiben. Aber zurzeit bin ich voller Tatendrang.“

Die jährliche Wanderung mit Tausenden Fans stellte er 2011 nach zehn Jahren trotzdem ein – nach gescheiterten Verhandlungen mit Kitzbühel. Die Gemeinde wollte die hohen Kosten nicht mehr übernehmen. „Für mich ist das nicht verständlich, weil die ganze Region davon profitiert hat.“

Der Privathansi

Hinterseer dankt wiederholt seinen Fans: „Es hat in den vergangenen 20 Jahren einfach vieles zusammengepasst. Ich habe dafür auch hart gearbeitet, hatte das nötige Glück und habe zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute kennengelernt.“ Hat er – abgesehen von seiner Frau Romana – einen Lebensmenschen? „Lebensmenschen?“, fragt sich Hinterseer selbst laut. „Naja. Begeistert bin ich von Adriano Celentano. Ich liebe seine Filme und seine Musik.“ Auch Tina Turner findet er großartig. „Sie ist so positiv, so toll. Ein Wahnsinn, diese Frau.“ Privat dreht er einfach gerne das Radio auf. „Mir taugt vor allem die Musik aus den 60ern, 70ern, 80ern und Country.“ Hinterseer sind Werte wichtig: „Anstand, Respekt und Menschenwürde.“ Es stimme ihn traurig, dass viele diese Werte nicht mehr leben.

Aber zornig macht ihn nicht einmal das. „Zornig werde ich nur bei depperten Interviews“, sagt er und grinst. „Scherz beiseite. Man ist enttäuscht, wenn man mit einem Journalisten ein nettes Gespräch führt und dann eine völlig andere Geschichte in der Zeitung liest.“

Bilder von der letzten Fanwanderung mit Hansi Hinterseer:

Hansi Hinterseer live: Seine für 2014 geplante Jubiläumstournee führt ihn am 30. April nach Linz, am 1. Mai nach Wr. Neustadt, am 2. Mai in die Wiener Stadthalle, am 3. Mai nach St. Pölten und am 4. Mai nach Salzburg.