Hans Platzgumer: "Ich bin ein endloser Zweifler"

Hans Platzgumer vor dem Wiener Westbahnhof, dem Ausgangspunkt für seinen neuen Roman
Der Musiker und Schriftsteller über seinen neuen Roman "Die ungeheure Welt in meinem Kopf", seine Beziehung zu Franz Kafka, seine facettenreiche Karriere und mögliche Zukunft.

„Ich bin ehrlich gesagt froh, dass diese Zeit vorbei ist“, sagt Hans Platzgumer über sein Leben als Punk im New York der 1980er-Jahre. „Es war eine Zeit mit viel Aufregung, Verwirrungen, Erfolgen und Rückschlägen. In erster Linie bin ich froh, dass ich sie überlebt habe“, ergänzt der gebürtige Vorarlberger, der sich als Künstler immer wieder neu erfunden hat: Er war Rockmusiker (H. P. Zinker), per Du mit Kurt Cobain, produzierte unter Pseudonymen wie Separator und Aura Anthropica, hat das Tocotronic-Album „Es ist egal, aber“ mitproduziert, war Bandmitglied der Goldenen Zitronen und Komponist für Theatermusik.

Seit Jahren agiert er als Schriftsteller – und das auch sehr erfolgreich. Kürzlich ist sein neuer Roman erschienen: „Die ungeheure Welt in meinem Kopf“. Einer der Hauptfiguren ist – obwohl die Geschichte im heutigen Wien spielt – der vor 100 Jahren verstorbene Franz Kafka. Er ist Ausgangspunkt der Geschichte und schwebt wie ein Geist durch die 180 Seiten. Entstanden sei der Roman, wie vieles im Leben auch, aus einem Zufall. „Ich stolperte vor drei Jahren über das Zitat: ,Hilfe kommt aus Bregenz’. Dass das von Franz Kafka stammte, wusste ich anfangs nicht. Ich recherchierte, fand heraus, dass er diesen Satz am 6. Juli 1916 in sein Tagebuch notierte, spielte damit herum, schrieb erste Passagen, entwarf Figuren und Settings“, so Platzgumer im Interview.

KURIER: Was zeichnet Kafkas Texte, seine Fantasien und Tagebücher aus?

Hans Platzgumer: Diese eigenartige Welt, die er in sich und in seinen Texten entwarf, ist mit nichts anderem zu vergleichen. Deshalb muss sie ja kafkaesk genannt werden. Er wirft sich selber und uns in ein grenzenlos Rätselhaftes hinein. Er erklärt nicht, warum die Gesetzmäßigkeiten ausgehobelt und die Dinge so sind, wie sie sind, aber durch kleine, konkrete Bilder, Szenen, Situationen führt er uns in das Unbekannte, oft Unheimliche, auch Beklemmende hinein. Seine Welten sind wie das Leben selbst: ein Mysterium und dennoch unausweichlich und nah.

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