In Shakespeares genialer Komödie begeben sich vier junge Menschen und mit ihnen die Zuschauer ins Land des Unbewussten, in den klassischen Wald der Märchen, wo Geister sie mit ihren Wünschen und Ängsten konfrontieren und die Grenze zwischen Traum und Realität nicht mehr auszumachen ist.
Eine Nacht lang ist nichts unmöglich, auch nicht, dass eine Elfenkönigin einen zum Esel mutierten Handwerker liebt, – bis am Ende die Ordnung in Form einer Dreifachhochzeit wiederhergestellt wird. Doch, wer weiß, vielleicht träumen wir ja auch diese Ordnung nur?
Zärtlichkeit
Barbara Frey hat dieses immer noch sehr häufig gespielte Stück mit einer Zartheit, ja Zärtlichkeit inszeniert, die wahrhaft berührt. Andererseits: Dass es hier ans Eingemachte geht, vergisst man fast, so sanft werden die Verse gestreichelt. Die tiefe Demütigung der Elfenkönigin fühlt sich fast an wie ein gehauchter Kuss. Und die vier jungen Athenerinnen und Athener, die durch das Gestrüpp ihrer Gefühle irren, wirken so, als hätten sie an einer Athener Tankstelle ein wenig zu viel vorgeglüht. Spüren die überhaupt etwas?
Konflikte werden in dieser Inszenierung nicht ausgetragen, sondern weggekuschelt.
Bösartigkeit
Famos gelingt die Schlussszene, das Spiel der Handwerker: Während Dave Brubecks „Take Five“ erklingt (Live-Musik: John Sneesby) geht die Aufführung von „Pyramus und Thisbe“ ganz sanft zu Grunde.
Gespielt wird, wie immer im Burgtheater, mehrheitlich ausgezeichnet: Dorothee Hartinger ist ein hinreißender, liebenswürdig-bösartiger Puck (warum hat sie nicht mehr Text?).
Markus Scheumann glänzt als Elfenkönigin Titania, Sylvie Rohrer steht ihm als Oberon treu zur Seite. Oliver Nägele ist großartig als in einen Esel verwandelter Zettel. Lili Wunderlich ist eine gute Helena, Marie-Luise Stockinger ein toller Lysander und ein sehr komischer „Löwe“ Schnock. Langston Uibel als Demetrius und Meike Droste als Hermia bleiben farblos.
Am Ende bleiben Bravos und Jubel für Darsteller und Leading Team für eine mit zwei Stunden 15 Minuten fast zu stark gekürzte Aufführung.
Nein, das ist nicht wahr. Em Ende bleibt Pucks Monolog, Shakespeares Bilanz über das Schauspiel: „Wenn wir Schatten euch beleidigt ...“
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