Kritik zu "Parsifal" in Bayreuth: Zum Baum wird hier die Zeit

Die Blumenmädchen im neuen Bayreuther "Parsifal". Die bunte Bühne stammt von Mimi Lien. Mit der VR-Brille sieht man aber wesentlich besser.
Die Bayreuther Festspiele eröffneten mit „Parsifal“ als Computerspiel mit „augmented reality“ für einen Teil der Besucher – und mit fabelhaften sängerischen Leistungen, allen voran von Elina Garanča.

Es beginnt mit der Vermessung, nicht jener der Welt, wie es alle Wagner-Opern tun, sondern der Dioptrien-Zahl und der Breite des Nasenrückens. Das dauert, und es bilden sich ein paar Schlangen. Dann, im Theater, so wird man instruiert, muss man mit der rechten Hand über die linke Schulter greifen, dort findet man in einem Beutel seine 1.000 Euro teure Brille für diesen Abend. Die ist recht schwer, ganz heiß zu Beginn, zum Glück hat ein Gewitter vor der Aufführung die Bayreuther Hitze weggeschwemmt, sogar die Letzte Generation ist verschwunden und hat nur ihr Plakat hinterlassen: Ihr applaudiert, draußen brennt die Welt.

Dann geht es los, Auftakt zum ersten Operngroßereignis in „augmented reality“, also in erweiterter Realität, Beginn des Computerspiels mit einem gigantischen Programmierungsaufwand, hinein in die Wagner-Welten, die diesmal noch mehr als sonst an „Star Wars“ oder an „Mad Max“ erinnern. Oper für jene, denen Oper sonst zu fad ist. Vielleicht für jene, die nicht durch (den hochgeschätzten) Otto Schenk sozialisiert wurden, sondern durch Gaming. Ein hochriskantes Unterfangen jedenfalls in einer Branche, in der Videos auf der Bühne als skandalträchtiger Eingriff gesehen werden.

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