"Frühere Verhältnisse" in Reichenau

"Frühere Verhältnisse" in Reichenau
Kritik: Johann Nestroys "Frühere Verhältnisse" bei den Festspielen Reichenau.

Nestroy und die Festspiele Reichenau – diese Kombination funktioniert bestens.  13 Nestroy-Produktionen gab es bis dato in Reichenau zu sehen; auch zum 25-Jahr-Festspieljubiläum setzt man an der Rax  auf den Meister der Posse. Genauer gesagt auf dessen Einakter "Frühere Verhältnisse", den Regisseurin Maria Happel  im Theater sehr stilvoll und präzise umgesetzt hat.

Sicher: Auch Happel erfindet das sprichwörtliche Rad nicht neu, sie lässt aber  Nestroy schnörkellos ablaufen und sorgt in Peter Loidolts schönem Bühnenbild samt kleinem Orchester (Musik: Happel) für   sicher  gesetzte Pointen. Die bei Nestroy auch  vorhandene Gefahr ins Schenkelklopferische abzugleiten, vermeidet die Regie. Auch dank der Darsteller, die von der Regisseurin angeführt werden. Denn als Ex-Köchin Peppi Amsel mit Hang zum Theater holt sich Maria Happel jeden Lacher. Sie  düpiert  mit ihrem Halbwissen über vermeintliche und echte Geheimnisse alle. Etwa den vom Hausdiener zum Holzhändler emporgekommenen Herrn Scheitermann, den Nicolaus Hagg als herrlich-orientierungsloses  Weichei  anlegt. Hagg – er ist auch für die  treffenden neuen Couplets zuständig – liefert eine  Glanzleistung ab. Ähnliches gilt für Ulrike Beimpold als dessen ach so vornehme Gattin Josephine, in deren noblen Unterbewusstsein eine Männermörderin schlummert. Und Toni Slama zeichnet einen Muffl voller Bitterkeit und Härte, der auch eine Spur Sozialkritik hereinbringt.

KURIER-Wertung: **** von *****

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