Frankreichs Kulturszene geißelt sich selbst: „Die Menschen haben uns satt!“

Frankreichs Kulturszene geißelt sich selbst: „Die Menschen haben uns satt!“
Regisseurin Ariane Mnouchkine über den Erfolg der Rechten

 Die Schöngeister aus der Literatur-, Theater- und Kinowelt. Sie haben „das Volk im Stich gelassen“. Das sagt keine Geringere als Ariane Mnouchkine, in Frankreichs Kunstwelt so etwas wie eine „moralische Autorität“. Die preisgekrönte Regisseurin leitet seit 1964 das „Théâtre du Soleil“, mit dem sie auch oft in Wien zu Gast war.

Jetzt hat sie in einem Kommentar in der Tageszeitung Libération die Mitverantwortung der Künstler am Aufstieg der extremen Rechten thematisiert. Ihren Befund teilt auch Éric Ruf, Direktor des Nationaltheaters Comédie-Française in der Tageszeitung Le Monde. „Was haben wir gemacht? Was haben wir nicht gemacht? Was hätten wir tun sollen?“ Man habe geglaubt, noch drei Jahre darüber nachdenken zu können, doch die plötzliche Entscheidung Emmanuel Macrons, Wahlen auszurufen, habe alles auf den Kopf gestellt. Beim ersten Wahlgang der vorgezogenen Parlamentswahlen stimmten mehr als zehn Millionen Wähler für die rechtsextreme Partei Rassemblement national (RN) von Marine Le Pen.