Frank Hoffmann: Heiteres Sinnieren kurz vor dem Stubenarrest
In der Woche vor dem Lockdown hätte das Interesse des Publikums spürbar abgenommen, erklärte Elke Hesse, die Leiterin des Muth. Die Erwartungen waren daher am Montag nicht groß. Und so dankte Frank Hoffmann den „Mutigen“ dafür, dass sie den Weg zum Augarten gefunden hätten, „bevor wir wieder in den Stubenarrest müssen“.
Der ehemalige Burgtheaterschauspieler und „Trailer“-Moderator stellte in Wien sein neues Programm „Liebe und so weiter ...“ vor, das er wieder mit dem Jazztrio mg3 des Pianisten Martin Gasselsberger erarbeitet hat und nun – vor gut 70 Menschen im Auditorium – zu Gehör brachte.
Das aus der Zeit gefallene Wort Stubenarrest war symptomatisch: Hoffmann rezitierte – immer wieder mit dem für ihn typischen, verschmitzten Lächeln als sanfter Kommentar – Gedichte, Reime und Balladen, mit denen man bei jungen Menschen sicher keinen Stich machen würde. Von Fritz Grünbaum und Erich Kästner, von Heinz Erhardt und Robert Gernhardt.
Der kurzweilige Abend hatte also, auch wenn es zum Schluss hin nüchterner wurde, eine betont heitere Note. Hoffmann ergänzte das Potpourri mit Aphorismen, misslungener Lyrik und einem bayrischen Gesetzestext, laut dem Frauen, die ihren Mann erschießen, keinen Anspruch auf Witwenrente haben.
Dekonstruktion von Schlagern
Ein Höhepunkt waren die vertonten Liebesgedichte von Erich Fried (auch schon vier Jahrzehnte alt). Und immer wieder vermochte Hoffmann mit seinen Chanson-Interpretationen zu beeindrucken: Er sang u. a. „Du läßt dich geh’n“ von Charles Aznavour und Herman van Veens „Ich hab’ ein zärtliches Gefühl“.
Mitunter erlaubte er sich sogar eine Dekonstruktion – der Schlager „Liebeskummer lohnt sich nicht“ – Oh no! – und „Living Next Door to Alice“ von Smokie. Nach 90 Minuten wünschte Hoffmann allen, dass sie gut nach Hause kommen. Da wusste er noch gar nicht, was vorgefallen war. Im Gegensatz zu anderen Spielorten hatte niemand zu verharren.
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