Filmkritik zu "Tolkien": „Der Herr der Ringe“ und der Erste Weltkrieg

Nicholas Hoult als Tolkien und Lily Collins als seine spätere Frau Edith
Gepflegtes, konventionelles Bio-Pic über Kindheit und Jugend von Tolkien, temperamentvoll gespielt von Nicholas Hoult.

John Ronald Reuel Tolkien hat sich zwar Zeit seines Lebens dagegen verwehrt, dass seine Literatur – von „Der Hobbit“ bis „Der Herr der Ringe“ – von biografischen Erlebnissen beeinflusst gewesen sei. Das hielt den finnischen Regisseur Dome Karukoski aber nicht davon ab, genau das Gegenteil zu behaupten: In seiner Lesart entstanden Tolkiens globale Fantasy-Hits unter dem grausamen Einfluss des Ersten Weltkriegs.

 

Tolkien

Als junger britischer Soldat kauert Tolkien verletzt in einem französischen Schützengraben, auf der verzweifelten Suche nach seinem Freund. Chaotische Kampfhandlungen treiben die Soldaten in den sicheren Tod, Leichenberge türmen sich. Kanonendonner, der Einsatz von Gas, Rauchwolken und feindliche Soldaten – sie alle verdichten sich in der vernebelten Wahrnehmung des jungen Tolkien zu feuerspeienden Drachen und tödlichen Rittern.

Doch Karukoski hält die Fantasy-Elemente gering. Stattdessen rekapituliert er in langen Rückblenden Tolkiens Kindheit und Jugend, den frühen Tod der Mutter, die Übersiedlung ins Waisenhaus und die Jahre im Elite-Internat. Dort formt er, ein Meister der (erfundenen) Sprachen, die Freundschaft mit drei Schulkollegen im Stil von „Der Club der toten Dichter“ und seiner späteren Frau Edith. Als Bio-Pic konventionell, gepflegt und formvollendet wie englischer Rasen, jedoch trefflich besetzt und mit großem Überschwang gespielt.

INFO: USA 2019. 112 Min. Von Dome Karukoski. Mit Nicholas Hoult, Lily Collins, Colm Meaney.

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