Als großer Zugewinn erweist sich der Däne Mads Mikkelsen, der den hinausgeschmissenen Johnny Depp in seiner Rolle als sinistrer Magier Gellert Grindelwald ersetzt. Mikkelsen bringt (immer) großes Charisma mit sich und findet in Jude Law – als Albus Dumbledore im gepflegten Sigmund-Freud-Look – einen würdigen Gegner: Wenn in der ersten Begegnung zwischen den nunmehrigen Todfeinden die Männer aufeinandertreffen und ihre alte Freundschaft beschwören, erinnert sich Dumbledore an seine frühere Faszination für Grindelwald. Als dieser ihn fragt, warum er damals mit ihm gemeinsame Sache machen wollte, gesteht er freimütig: „Weil ich in dich verliebt war.“
Damit hat sich Dumbledore nun offiziell geoutet. Grindelwald aber zuckt mit keiner Wimper.
Von der alten Leidenschaft ist allerdings nicht mehr viel übrig: Dumbledore setzt nun alles daran, um Grindelwalds gierigen Griff nach Macht in der Zauberwelt zu verhindern. Dazu benötigt er die Hilfe von Newt Scamander, dem scheu lächelnden Eddie Redmayne als Magizoologen für magische Tiere. Und die eines kugeligen Nicht-Magiers, einem Muggel namens Jacob Kowalski.
War es zuletzt Paris, so ist diesmal Berlin der düstere Schauplatz im Art-Deco-Design mit Hang zum Faschismus. Der deutsche Schauspieler Oliver Masucci verkörpert Anton Vogel, den autoritären Chef der deutschen Zauberwelt, während an seiner Seite die österreichische Darstellerin Valerie Pachner süffisant lächelt. Dass die beiden nicht geeignet sind, liberale Werte zu verteidigen, wird bald klar.
J.K. Rowling hat wieder (gemeinsam mit Steve Kloves) das Drehbuch verfasst. Erneut lässt sie politische Gegenwart mit ihrer Affinität zu Rechtspopulismus und Neo-Faschismus über ihre eisgraue Blockbuster-Reihe – zwei weitere Folgen sind in Planung – bedrohlich hereinbrechen. Selbst so plakative Sätze wie „Die Welt, wie wir sie kennen, geht zu Ende“ oder „Gefährliche Zeiten lassen gefährliche Männer groß werden“ hinterlassen unangenehmen Nachgeschmack.
Gleichzeitig darf man sich aber auch von der Suche nach einem „guten Führer“ nicht die Laune verderben lassen: Mithilfe eines magischen Tieres, das ein wenig an Bambi erinnert, soll im „Harry Potter“-Universum ein neuer, gütiger Machthaber eruiert werden.
Regisseur David Yates setzt diesmal weniger auf spektakuläre Spezialeffekte, obwohl er für ein Duell zwischen Dumbledore und dem mysteriösen Credence eindrucksvoll ganze Straßenzüge aufreißt. Vor allem streut er vergnügliche visuelle Details ein. Als Newt seinen entführten Bruder sucht, muss er nicht nur an einem schnarchenden Peter Simonischek vorbei in ein Berliner Verlies hinabsteigen. Er muss zudem auch noch eine Gruppe oranger Krebse mit schwingenden Hüftbewegungen bei Laune halten und mit ihnen seitwärts den Krebsgang tanzen. Aber auch Grindelwalds Fähigkeit, anderen die Erinnerung wie eine silberne Haarsträhne aus dem Gehirn zu ziehen, sieht ziemlich originell aus.
Kommentare