Filmkritik zu "Mary Shelley": Nichts zu bereuen

Elle Fanning (Mitte) als Mary Shelley neben Douglas Booth als Percy Shelley und John Sturridge (ganz re.) als Lord Byron
Die saudi-arabische Regisseurin Haifaa Al-Mansour erzählt die Entstehung von Mary Shelleys „Frankenstein“.

Es ist noch nicht allzu lange her, seit sich in Saudi-Arabien die Pforte eines Kinos öffnete. Auch die einheimische Filmemacherin Haifaa Al-Mansour musste noch 2012 ihren saudi-arabischen Spielfilm „Das Mädchen Wajda“ weitgehend mit versteckter Kamera drehen. Wohl kein Zufall, dass sich Al-Mansour nun für ihr erstes englischsprachiges Werk das Porträt einer ebenfalls sehr widerständigen Frau ausgesucht hat.

Mary Shelley, Tochter der britischen Feministin Mary Wollstonecraft und des (schwer verschuldeten) Philosophen William Godwin, schrieb im Alter von 18 Jahren den bahnbrechenden Schauerroman „Frankenstein“ – was ihr zunächst niemand glauben wollte. Die literarische Welt war davon überzeugt, dass Marys späterer Ehemann, der romantische Dichter Percy Bysshe Shelley hinter dem Werk stand. Erst im starken Finale von Al-Mansours prächtig ausgestattetem Bio-Pic kann Mary in Form einer furiosen Elle Fanning ihre Autorenschaft durchsetzen.

Al-Mansour konzentriert sich auf Marys Jugendjahre und die entscheidende Begegnung mit dem jungen aristokratischen Dichter Shelley. Die beiden verlieben sich auf Anhieb, schwätzen etwas von freier Liebe und schwören einander nicht ewige Treue. Als eine Frau mit Kind auftaucht und sich als Mrs. Shelley ausgibt, muss Mary feststellen: Percy meint die Rede von der offenen Beziehung ernst.

Lord Byron

Dass das wilde Leben jenseits der bürgerlichen Normen für (schwangere) Frauen eine andere Bedeutung hat als für Männer wie Shelley (oder gar Lord Byron), wird zur schmerzhaften Lektion für die streitbare Mary. Die Entstehung ihres Horror-Debüts „Frankenstein“ speist sich – in der Lesart der Regisseurin – direkt aus dem Gefühl der Enttäuschung und der Einsamkeit. Dabei gelingt es Al-Mansour nicht immer, den oft etwas orientierungslosen Erzählsträngen die nötige Dringlichkeit abzuringen. Trotzdem prägt sich das Porträt der unbeugsamen Mary Shelley tief ein, die auch nach ach so vielen Niederschlägen zu ihrem Mann Percy klaren Auges sagen kann: „Ich bereue nichts.“

INFO: GB/LUX/USA 2017. 120 Min. Von Haiaa Al-Mansour. Mit Elle Fanning, Douglas Booth.

Filmkritik zu "Mary Shelley": Nichts zu bereuen

Douglas Booth und Elle Fanning als Percy und Mary Shelley

Kommentare