Der deutsche Filmtitel klingt nach einem rührseligen Boulevard-Schicksal, im französischen Original jedoch zeigt er Präzision: „À Plein Temps“ bedeutet so viel wie „Vollzeit“ und bezieht sich auf das dicht getaktete Leben einer alleinerziehenden Mutter von zwei Kindern. Nicht nur wohnt Julie – herausragend gespielt von Laure Calamy („Call My Agent“) – außerhalb von Paris und muss jeden Tag stundenlang in die Stadt zu ihrer Arbeit als Zimmermädchen pendeln. Hinzu kommt, dass während eines Streiks im Winter 2020 die öffentlichen Verkehrsbetriebe lahm liegen. Schon im Morgengrauen bringt Julie ihre Kinder zu einer unwilligen Nachbarin, um dann doch zu spät zur Arbeit zu kommen.
Der Druck, der auf ihr lastet, ist enorm. Eine rastlose Kamera treibt die gestresste Frau vor sich her, die in der Not auch nicht davor zurückschreckt, Menschen in ihrer Umgebung auszunützen. Exzellent inszeniertes, visuell konzentriertes und bestens besetztes Sozialdrama.
INFO: F 2021. 88 Min. Von Eric Gravel. Mit Laure Calamy, Anne Suarez.
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