Film über Nick Cave und Warren Ellis: Der Teufel und sein Keramiker

Seit vielen Jahren ein eingespieltes Team: Nick Cave (links) und Warren Ellis harmonieren nicht nur am Flügel
In "This Much I Know To Be True" kann man Nick Cave und Warren Ellis beim Musizieren zusehen. Das mag zwar banal klingen, ist aber sehenswert – und berührend. Jetzt im Kino.

„Das ist der Teufel als Kind, da als Jugendlicher. Hier ist der Teufel mit seiner ersten Freundin, und da tötet er ein Kind …“ Nick Cave spricht mit ruhiger, aber zugleich nachdenklicher Stimme. Sein pechschwarz gefärbtes Haar ist gewohnt akkurat nach hinten gekämmt und bildet einen harten Kontrast zum weißen Kittel, den er in seiner Werkstätte trägt. Er sei, so Cave zynisch, dem Ratschlag der britischen Regierung gefolgt und habe sich vom Touren auf andere Einnahmequelle verlegt und in der erzwungenen Pause begonnen, Keramiken zu fertigen. Seine persönlichen Lieblinge: eine Serie von Teufeln.

Diese dezent schrullige Szene ist der Beginn des Films von Regisseur Andrew Dominik, in dem vom Anfang bis zum Schluss eine vertraut-entspannte Stimmung zwischen den Beteiligten herrscht. Diese kommt nicht von irgendwo, denn man kennt sich: Vor 15 Jahren haben Cave und sein musikalischer Partner Warren Ellis den wundervollen Soundtrack zu Dominiks Film „The Assassination of Jesse James“ beigesteuert. 2016 folgt die Doku „One More Time With Feeling“, in der Cave sein Album „Skeleton Tree“ vorstellt und über den Verlust seines Sohnes Arthur spricht – er stürzte 2015 im Alter von 15 Jahren von einer Klippe. Vergangenen Montag verkündete Cave den nächsten Schicksalsschlag: „Mit viel Traurigkeit kann ich bestätigen, dass mein Sohn Jethro gestorben ist.“ Sein ältester Sohn starb 31-jährig. In „This Much I Know To Be True“, der ab heute, Mittwoch, in ausgewählten Kinos zu sehen ist, spielt das natürlich keine Rolle, denn der Film wurde bereits im Frühjahr 2021 gedreht.

Film über Nick Cave und Warren Ellis: Der Teufel und sein Keramiker

Verschmelzung

Die neue Zusammenarbeit mit dem Regisseur ist eine Art Konzertfilm, in dem Cave und Ellis ausgewählte Songs aus den beiden Alben „Ghosteen“ und „Carnage“ präsentierten. Begleitet werden sie dabei von Sängern und einem Streichquartett. Teilweise dokumentarisch, teilweise performativ, ist es ein faszinierender Einblick in den kreativen Prozess von Cave und Ellis und ihre Verschmelzung beim Musizieren.

Film über Nick Cave und Warren Ellis: Der Teufel und sein Keramiker

Schauplatz dieser Live-Session ist das Londoner Battersea Arts Centre, ein historisch aufgeladenes Gebäude, das der Regisseur gut in Szene setzt. Die Kamera ist immer ganz nah dran, blickt den Musikern über die Schultern, wenn sie Songs wie das zum Weinen schöne „Bright Horses“ darbieten. Neben einer intensiven Studio-Session von Cave und Ellis samt einem Gastauftritt der leider schwer Covid-19-geschädigten Marianne Faithfull sind auch Gespräche zwischen den Musikern und dem Regisseur festgehalten. „Ich bin für Nick da, egal was er will“, sagt der 57-jährige Ellis. Der Multiinstrumentalist, Autor und Komponist ist seit fast drei Jahrzehnten das Salz in Caves kreativer Suppe. Wenn die beiden einander treffen, kommt immer etwas heraus – selten Unbrauchbares.

„This Much I Know To Be True“ ist nicht nur ein gelungener Film, sondern auch ein berührender Blick auf die langjährige Freundschaft zweier Ausnahmemusiker.

"This Much I Know To Be True": Andrew Dominiks Film handelt von der kreativen Beziehung von Nick Cave und Warren Ellis, die vor der Kamera einige Songs ihrer letzten beiden Studioalben „Ghosteen“ und „Carnage“ zum Leben erwecken. Eine berührende Begegnung mit zwei Ausnahmekünstlern. 

Der Film ist ab heute, Mittwoch, in ausgewählten Kinos zu sehen. Gezeigt wird er etwa heute Abend im Rahmen der Poolinale Nights im Wiener Filmcasino  (20.30). Bei den Kinoabenden mit Musikschwerpunkt ist  u. a. noch  die Doku „George Michael Freedom Uncut“ zu sehen – eine bewegende-musikalische Reise an der Seite des 2016 verstorbenen Popstars (am 22. Juni).

 

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