Festliche ROMY-Verleihung: Endlich wieder Gala-Stimmung

Festliche ROMY-Verleihung: Endlich wieder Gala-Stimmung
Am Freitagabend wurden in der Hofburg die KURIER-Preise für die Menschen hinter der Kamera vergeben. Mit dabei: Ein sprechender Elefant.

Zwei Mal musste die Gala zur feierlichen Überreichung der KURIER-ROMY an die Publikumslieblinge bereits entfallen (danke für Nichts, Corona). Am Freitagabend aber stand endlich wieder Gala-Stimmung auf dem Programm.

In der Hofburg wurden bei einem Fest die Branchen-ROMYs 2021 überreicht – also die Preise für jene Menschen, die hinter der Kamera, beim Schnitt, bei Buch, Musik oder Produktion für beste Unterhaltung sorgen. Jene Menschen, die die Publikumslieblinge dem Publikum nahe bringen.

Moderiert wurde die Verleihung von einer frischgebackenen ROMY-Siegerin: Kristina Inhof wurde bei der ROMY-Sendung im vergangenen Mai von Andi Knoll mit dem Preis in der Kategorie Show/Unterhaltung überrascht, war sichtlich gerührt – und konnte nun selbst die goldenen Statuetten (und zwei aus Platin) vergeben.  Gegen Ende tatkräftig unterstützt von einem sprechenden Elefanten, toröö!

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Kristina Inhof

Beginnen aber sollte der Abend mit Fragen, die über „was soll ich beim Dresscode sommerlich-festlich anziehen?“ und „was für Essen steht da zwischen den Sitzreihen?“ hinausgehen. Wie war das etwa noch mal mit dem Feiern? Die Branche kam zum ersten großen Fest nach den jüngsten Corona-Lockerungen zusammen, und die neue Partynormalität musste erst mal wieder in die Köpfe hinein.

Eine Besonderheit des Abends machte dies leichter: Die Sieger waren vom KURIER bereits im Vorfeld bekannt gegeben, es konnte also entspannt zugesehen, gedankt und im Anschluss nach den 3-G-Regeln gefeiert werden. 

Allen Grund zu Letzterem hatte etwa Arash T. Riahi: Er stellte mit seinem Film „Ein bisschen bleiben wir noch“ einen ROMY-Rekord auf. Gleich vier Preise – Schnitt, Regie, Buch und Bester Film Kino – an einem Abend gingen an die Produktion. Riahi mahnte, den politischen Herausforderungen unserer Zeit mit Humanität zu begegnen (und freute sich, dass der Film trotz einer langwierigen Finanzierungsgeschichte verwirklicht werden konnte).

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Arash T Riahi

Grenzüberschreitend

Auch der Film „Sörensen hat Angst“ von Bjarne Mädel zählte zu jenen Produktionen, die mehrfach gewürdigt wurden:  Mit der ROMY Bester Film TV/Stream  und, an Sven Stricker, dem Preis für das beste Buch TV/Stream.

Die neu zusammengesetzte ROMY-Jury hatte bei den Nominierungen nach dem schwierigen Jahr für die gesamte Branche auch stark das herausragende grenzüberschreitende Film- und TV-Schaffen im Fokus.

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Sven Stricker und Bjarne Mädel

So setzte sich etwa Maria Schrader mit ihrer außergewöhnlichen Lebensgeschichte einer chassidischen Jüdin, die nach Berlin zieht, in den Kategorien Beste Serie und Beste Regie TV/Stream mit „Unorthodox“ durch. Schrader erinnerte sich in ihrer übermittelten Dankesrede an gute Erfahrungen in Wien: Hier hat sie sich erstmals zwei Paar Schuhe an einem Tag gekauft – und das resultierende Gefühl von Freiheit mitgenommen.

Einer der herausragendsten Filme der vergangenen Jahre mit österreichischer Beteiligung erhielt zwei ROMYs, darunter einen Preis, den die Jury selbst vergeben hat, und der begehrte Preis für die beste Produktion: „Quo Vadis, Aida?“ von Jasmila Žbanić.

Die bosnische Regisseurin erzählt darin vom Massaker in Srebrenica und wurde für den Auslandsoscar nominiert. Produzent Antonin Svoboda erinnerte an die Tausenden Seelen, die in dem Massaker verloren gingen. Und hoffte, dass Filme diese Seelen zumindest als Geschichten zurückholen können. Edita Malovcic verlas die Dankesworte von Žbanić.

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Antonin Svoboda und Edita Malovčić

An innerösterreichisch wunden Punkten wiederum hat Ed Moschitz mit seinen zwei „Am Schauplatz“-Produktionen zu Ischgl gerührt – und dafür den Preis für die beste TV-Doku bekommen.  Das Kino-Pendant erhielt die Doku „Davos“ von Daniel Hösl und Julia Niemann, die das dortige Weltwirtschaftsforum als „Gartenbaumesse der Mächtigen“ zeigt.

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Kristina Inhof mit Babyelefant

Lebende Legenden

Den Doppelschlag schaffte Martin Gschlacht: Er erhielt die Preise für die Beste Kamera TV/Stream („Ich und die Anderen“) und Beste Kamera Kino für „Hochwald“ mit Jerzy Palacz. Der Preis für die Beste Musik ging an Sängerin Clara Luzia für „Waren einmal Revoluzzer“. Sie wurde von Regisseurin Johanna Moder gefragt, ob sie einen russischen Song mit Akkordeon beisteuern könne, erzählte die Sängerin. Konnte sie zwar nicht, aber sie hat trotzdem zugesagt – und nun die ROMY gewonnen.

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Elfie Donnelly und Rudolf Klingohr

Die ROMY-Jury vergab einen Preis an die kultigste Krimiserie des deutschsprachigen Raums: Zum 50er wurde der „Tatort“ ausgezeichnet. Und zum Abschluss konnten zwei Auszeichnungen endlich verliehen werden: Schon 2020 wurden die Platin-ROMYs für das Lebenswerk dem Produzenten Rudolf Klingohr und der Autorin Elfie Donnelly zuerkannt. Klingohr hat mit seiner Filmproduktionsfirma „Interspot“ TV-Geschichte geschrieben. Und Donnelly schuf – toröö! – die Kultfiguren Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg. 

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Vier ROMYs für "Ein bisschen bleiben wir noch“

Der neue Film von Arash T. Riahi hat einen neuen Rekord aufgestellt: „Ein bisschen bleiben wir noch“  wurde zum großen Sieger der Branchen-ROMYs, mit den meisten Auszeichnungen, die eine Produktion an einem Abend erhalten hat. Insgesamt vier Auszeichnungen gingen an den Film: Jene für den Besten Film Kino, für das Beste Buch Kino und die Beste Regie Kino an Riahi.  

Und für den Besten Schnitt Kino an Julia Drack und Stephan Bechinger.

Der Film basiert auf dem Roman „Oskar & Lilli“ von Monika Helfer. Er hat „harte Momente, aber eben auch die andere Seite“, sagte Riahi selbst: „Eine Leichtigkeit im Umgang mit scheinbar schweren Themen ist wichtig für mich. Humor ist ein Lebenselixier – auch für meine Familie.“ 

Emmy-gewürdigte Serie "Unorthodox"  

„Ich war überwältigt davon, dass die Serie Brücken geschlagen hat: zu anderen Kulturkreisen,  zu Menschen mit anderen Religionen, die sich sonst kaum eine Kinokarte gekauft hätten, um eine Geschichte über ultraorthodoxe Juden in Williamsburg zu sehen“: Das sagte Maria Schrader kürzlich in der KURIER freizeit über ihre Netflix-Serie „Unorthodox“.

Für die Story um eine chassidische Jüdin hat Schrader einen Emmy bekommen – und nun auch die Branchen-ROMYs für die Beste Serie und die Beste Regie TV/Stream. „Wir haben versucht, uns den Charakteren mit Zärtlichkeit zu nähern. Und ich glaube, die Serie hat ihre Zuschauer eher miteinander verbunden als sie zu trennen. Das empfinde ich als Erfolg“, sagte Schrader, die sich aus der Ferne für die Preise bedankte. 

Schalko-Serie „Ich und die Anderen“ mit zwei Preisen

Tristan (Tom Schilling) hört morgens einen R.E.M.-Song, bekommt seltsame Messages und merkt, dass ihn auf der Straße alle komisch ansehen. Ein persischer Taxifahrer bietet ihm seine Dienste an und agiert als atheistische Glücksfee. So startet die neue Serie „Ich und die Anderen“ von David Schalko (ab 29. Juli bei Sky). Sie erhielt die ROMYs für den Besten Schnitt TV/Stream an Karina Ressler und Beste Kamera TV/Stream an Martin Gschlacht.

„Ich träume von einem Land, in dem die Mächtigen die einfachen Menschen nicht als Pöbel bezeichnen“, sagte Ressler in ihrer politischen Dankesrede, „in dem in diesen Hallen vielleicht auch Hackler ausgezeichnet werden und feiern dürfen – und ganz nebenbei mehr Gehalt bekommen.“

Ed Moschitz' Ischgl-Erkundungen als Beste Doku TV/Stream

Die Nerven liegen blank in dem Touristen-Hotspot, der zu guten Zeiten bis zu 25.000 Besucher am Tag verzeichnet hat.

Am Anfang der Pandemie gerät Ischgl in die internationalen Schlagzeilen: Wurde zu spät oder falsch auf die Infektionen reagiert? Ed Moschitz hat nachgeschaut: Für  „Am Schauplatz“ reiste er für zwei Dokus an jenen Ort, von dem aus zahlreiche Infektionen in ganz Europa ausgegangen sein sollen.  Von bis zu 11.000 Infizierten infolge von Ischgl-Besuchen im März ist in den Dokus die Rede. Zumindest 30 Todesfälle soll es infolgedessen gegeben haben.  Der Film sei eine große Herausforderung gewesen und  unter schwierigen Bedingungen fertiggestellt worden, so Moschitz. Umso mehr freue er sich über die ROMY für die Beste Doku TV/Stream.

"Gartenbaumesse" in Davos als beste Kino-Doku

Der Österreicher Daniel Hösl und die deutsche Filmemacherin Julia Niemann haben ein ganzes Jahr lang in Davos gelebt, um den Schweizer Bergort abseits des Promi- und Security-Auflaufs beim Weltwirtschaftsforum im Jänner zu erfassen: Sie waren Zaungast an einem Ort, an dem sich ein Mal im Jahr die Mächtigen treffen. 

„Es ist eine Gartenbaumesse der Mächtigen“, sagte Hösl zum KURIER. „Geld ist so zentral in unserer Welt, es hat die Religion abgelöst.“ Es sei zwar „nicht alles schlecht, was die WEF-Leute machen. Aber sie schaffen halt nicht das, was sie sich vornehmen: die Welt verbessern“, sagt Hösl.

Für den Film, der hinter die Kulissen eines bekannten Orts und eines bekannten Events blickt, bekamen die beiden die ROMY für die Beste Doku Kino.

„Sörensen hat Angst“: bester Film TV/Stream und bestes Buch

Gleich für seine erste Regie-Arbeit hat Bjarne Mädel die ROMY für den Besten Film TV/Stream bekommen: „Sörensen hat Angst“ ist ein langsam erzählter Krimi mit nordischem Charme, wortkargen Protagonisten und schrägen Dialogen.  Dass er für sein Regiedebüt ausgezeichnet wurde, sei „pädagogisch sehr unklug“, scherzte der aus den Serien „Stromberg“ und „Tatortreiniger“ bekannte Mädel bei der Gala in der Hofburg: Nun sei er „völlig unmotiviert“ und überlege, sich zur Ruhe zu setzen.

Sven Stricker erhielt für „Sörensen hat Angst“ die ROMY für das Beste Buch TV/Stream. Er zeigte sich „begeistert, was aus einem Mist wie einer Angsstörung alles erwachsen kann“ – das Drehbuch zum Film beruht auf seinen eigenen Erfahrungen mit der Krankheit.

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Kamera-Preis für "Hochwald"

Bei der heurigen Diagonale wurde  „Hochwald“ von Evi Romen als bester Spielfilm ausgezeichnet, beim Österreichischen Filmpreis (Gala am 8. Juli) ist der Film gleich neun Mal nominiert. Nun gibt  es noch eine ROMY dazu:  Martin Gschlacht und  Jerzy Palacz erhielten den Preis für die Beste Kamera Kino. „Hochwald“ thematisiert die Suche eines jungen Mannes nach seiner Identität im Umfeld eines Tiroler Heimatfilms. Im Zentrum steht der junge Mario, der den Aufbruch aus seinem Südtiroler Dorf schafft und im Zuge seines Coming-Out und Coming-of-Age am Ende wieder dorthin zurückkehrt und dort nicht nur von Nadim, sondern auch dem Islam angezogen wird.Und das in einem Umfeld, in dem alles Unkonventionelle sofort zum Dorftratsch wird.

"Waren einmal Revoluzzer“ mit der besten Musik

Regisseurin Johanna Moder konfrontiert in „Waren einmal Revoluzzer“ (mit Julia Jentsch, Marcel Mohab, Manuel Rubey und Aenne Schwarz)  hippe, urbane Mittdreißiger mit ihren Idealen und verdeutlicht, wie leicht man für Prinzipien stehen kann, wenn sie nie auf die Probe gestellt werden.

Dazu gibt es hervorragende Klänge der österreichischen Singer/Songwriterin Clara Luzia: Ihre Musik aus dem Film – die auch beim Österreichischen Filmpreis nominiert ist. Insgesamt gibt es dort sechs Nominierungen für „Waren einmal Revoluzzer“ – erhielt die ROMY für die Beste Musik. Die Sängerin holte sich den Preis selbst in der Hofburg ab. Und schrieb zuvor auf ihre Webseite: „Yeah! Yeah! Yeah! ich krieg’ eine Romy“.

Jury-Preis und beste Produktion: "Quo Vadis, Aida?" 

Ein unglaublich erschütterndes Kriegsdrama, das unter österreichischer Beteiligung entstand: Das schrieb der KURIER über „Quo Vadis, Aida?“ von Jasmila Žbanić, als die Oscar-Nominierung des Filmes bekannt wurde. Eingereicht von Bosnien-Herzegowina, wurde der Film von der coop99 koproduziert. 

„Quo Vadis, Aida?“ erzählt die dramatischen Ereignisse rund um den Genozid an mehr als 8.000 Menschen in Srebrenica im Juli 1995. Packend inszeniert, brillant besetzt und durch die Linse der österreichischen Kamerafrau Christine A. Maier eindrucksvoll gefilmt, erhält das Kriegsdrama seit seiner Premiere auf dem Filmfestival in Venedig viel internationale Anerkennung. Nun erhielt „Quo Vadis, Aida?“ die ROMY der Jury Kino und für die Beste Produktion.

50 Jahre "Tatort": Jury-Preis TV

Am  29. November 2020 feierte der „Tatort“ sein 50-jähriges Bestehen. Die Sendung zählt zu den langlebigsten und beliebtesten Fernsehreihen im deutschsprachigen Raum. Auch das österreichische Ermittlerduo hat Grund zum Feiern: Im Krimi „Verschwörung“ war Harald Krassnitzer zum 50. Mal als Moritz Eisner im Einsatz. Adele Neuhauser, die erstmals 2010 als Bibi Fellner vor der Kamera stand, feierte ihr Zehn-Jahres-Jubiläum. Seit 1971 gibt es heimische Kommissare.

Die erste „Tatort“-Folge „Taxi nach Leipzig“ wurde 1970 mit Walter Richter als Kommissar Trimmel im deutschen Fernsehen gesendet. Mehr als 1.100 Fälle wurden seither gezeigt.  

Für die ROMY-Jury war klar: Der „Tatort“ muss zum 50er gefeiert werden. Mit der ROMY der Jury TV.

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