Festival der Regionen 2021: Tiefenbohrungen im Salzkammergut

Klaus Maria Brandauer wird unter dem Titel „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ einen literarisch-musikalischen Abend zu Fritz Löhner-Beda bestreiten
Das Programm "Unter Tag" - von 25. Juni bis 4. Juli - holt "Tabuthemen an die Oberfläche". Mit dabei: Klaus Maria Brandauer

Airan Berg, Intendant des oberösterreichischen, alle zwei Jahre stattfindenden Festivals der Regionen, hat für die heurige Saison das Salzkammergut ausgewählt. Auch um für das Kulturhauptstadtjahr 2024 das Feld aufzubereiten. Und so findet das Festival der Regionen von 25. Juni bis 4. Juli in den Salzkammergut-Orten Bad Ischl, Bad Goisern, Hallstatt und Obertraun statt. Regionale Kulturschaffende sind ebenso mit an Bord wie sogenannte Kulturnautinnen und Kulturnauten aus diversen Ländern, die Projekte mit der Bevölkerung erarbeitet haben. 

Dem Motto „Unter Tag“ entsprechend sei zunächst geplant gewesen, vieles unterirdisch zu machen, wie Airan Berg bei der Programmpräsentation am Donnerstag in Linz schilderte. Das war allerdings Corona-bedingt schwierig, man hole daher „Tabuthemen an die Oberfläche“. Alle Live-Veranstaltungen werden im öffentlichen Raum über die Bühne gehen - in Parks wie auf Almen. Die einzigen Indoor-Projekte sind Ausstellungen. 

Festival der Regionen 2021: Tiefenbohrungen im Salzkammergut

Airan Berg, Intendant des Festivals der Regionen

Klaus Maria Brandauer wird in der Gosaumühle unter dem Titel „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ einen literarisch-musikalischen Abend bestreiten, in dessen Zentrum Fritz Löhner-Beda steht. Der Librettist vieler Operetten wurde im KZ Auschwitz ermordet. Luisa Ungar aus Kolumbien verwebt in ihrer Performance „Tropischer Morgen“ die Geschichten dreier jüdischer Frauen, deren Wege sich im Salzkammergut gekreuzt haben, und die in der Nazizeit flüchten mussten.

 

Viele Projekte beschäftigen sich auch mit der Geschichte bekannter Salzkammergutbauten - wie etwa der Villa Blumenthal oder der PKS-Villa in Bad Ischl. Lehrende und Studierende der TU Wien arbeiten schon seit einigen Jahren am Projekt „Hallstatt - Wohnen im Schaufenster“. Sie befassen sich darin mit dem Thema Overtourism und entwerfen Wohnformen für die Bedürfnisse von Einheimischen ebenso wie von Touristen.

Natürlich findet auch die Pandemie thematischen Niederschlag: So zeigt etwa Wolfgang Menschhorn, in Bad Goisern lebender Zeichner, eine Serie von Home-Office-Karikaturen - von Berufen, die nicht wirklich von zu Hause aus ausgeübt werden können. Zu sehen ist die Schau im ehemaligen Postgebäude in Bad Ischl.

Bereits vor dem Start der mittlerweile 15. Festivalausgabe gibt es eine Ouvertüre: Von 19. auf 20. Juni werde unter dem Titel „Signal am Dachstein“ eine „Landschaftsoper bei Sonnenaufgang auf dem Gletscher“ - so Berg - aufgeführt. Das Projekt, in dessen Zentrum eine Raumklang-Installation der niederländischen Komponisten Jeroen Strijbos und Rob van Rijswijk steht, erfolgt in Kooperation mit La Strada Graz. Das nicht mehr so ewige Eis bleibt auch während des Festivals Thema: Das „Gletscher in Not-ResearchLAB“ von Markus Jeschaunig beschäftigt sich mit dem Sterben des Hallstätter Gletschers und den Auswirkungen auf die Region.

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