Diesen Prozess beschreibt Monchi in „Niemals satt“ mit allen Höhen und Tiefen. Er erklärt, welche Hürden er nehmen musste, bis er wusste, dass Abnehmen bei ihm am besten geht, wenn er zusätzlich zum Trainieren acht Stunden alles isst und dann aber 16 Stunden nichts. Verbieten darf man ihm nämlich nichts, da will er es erst recht.
Monchi erzählt auch von der anfänglichen Scheu vorm Fitnessstudio und schreckt nicht vor drastischen Beschreibungen von mit Übergewicht einhergehenden Peinlichkeiten zurück: Zum Beispiel, wie er am letzten Tourtag das verschwitzte, stinkende T-Shirt ein drittes Mal anziehen musste, weil er kein anderes mehr hatte, das passte. Da war auch immer die Angst vor Restaurant-Sesseln, die zusammenbrechen könnten, oder die Schwierigkeit beim Schuheanziehen.
Manche Passagen im Buch zu lassen, habe ihn Überwindung gekostet: „Das waren die Situationen, die für mich stark emotional behaftet waren. Zum Beispiel, wie ich mit den Kindern meiner Freundin zum Trampolin-Springen gegangen bin und selbst nicht auf das Trampolin durfte. Oder wie ich mit der Familie beim Stand-up-Paddling war, untergegangen bin und allen anderen hinterherschwimmen musste. Aber ich glaube, genau diese Stellen sind es, die das Buch ausmachen.“
Jemand in der gleichen Situation kann sich viel Mut aus „Niemals satt“ ziehen. Aber auch für andere bietet das Buch Spannendes. Denn neben dem chronologischen Hauptstrang über das Abnehmen hat Monchi in den „Ich sehe was, was du nicht siehst“-Kapiteln Erinnerungen an Erlebnisse mit der Band oder aus der Kindheit dazwischen geschoben, die ihn und seine politische Gesinnung geformt haben.
Schwierig, sagt Monchi, war es auch, beim Schreiben den richtigen Ton zu treffen. „Ich habe zwar 65 Kilo abgenommen, aber ich wollte nicht so klingen, als wäre deshalb jetzt alles super.“
Gerade beim KURIER-Interview hat er wieder ein Tief. Er ist zu Hause in Corona-Quarantäne, weil sich jemand in seiner Familie mit dem Virus angesteckt hat.
„Ich kann deshalb keinen Sport machen und wiege 125 Kilo. Damit bin ich in meinem Kopf den 150 aber viel näher als den 100. Es ist jeden Tag ein Kampf. Während des Tages krieg ich mich noch gehalten, aber abends stopfe ich wieder in mich rein. Aus einem Wurstbrot werden drei und aus einem Stück Schokolade wird die ganze Schokolade. Das sind Muster, in die ich bis heute immer wieder reinfalle.“
Deshalb hält sich die Freude über die Lesetour, die Ende April startet und am 14. 5. im Wiener Rabenhof-Theater Station macht, mit der Angst davor, im Tourstress wieder in ungesunde Gewohnheiten zu kippen, die Waage.
Aber er kann doch sicher auf die Unterstützung der mitreisenden Kollegen zählen? „Niemand aus meinem Umfeld meint es schlecht mit mir. Aber für viele Leute ist das schwer zu verstehen. Ich will niemandem einen Vorwurf machen, aber manchmal macht es mich schon wütend, wenn mir jemand doch eine Schokolade hinlegt, und sagt, du musst sie ja nicht essen.“ Das schaffe er bis heute nicht. Auch nicht, nur ein Stückchen zu essen. „Ich kann mich auf Tour nur auf mich selbst verlassen, denn Essen muss man. Das kann man nicht weglassen wie den Alkohol. Und außer man ist ein komplettes Arschloch stellt man ja auch einem Alkoholiker keine Flasche Wodka hin und sagt, trink halt nichts. Beim Alkohol gibt es ein ganz anderes Problembewusstsein. Für mich fühlt sich das mit dem Essen aber genauso an.“
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