"Faust" im Burgtheater: Volltreffer aufs Auge

Bibiana Beglau (Mephisto), Werner Wölbern (Faust), Andrea Wenzl (Gretchen)
Martin Kušejs gewaltige Münchner Inszenierung ist im Burgtheater angekommen.

In Goethes dramatischem Gewaltakt „Faust“ finden die Deutschen seit 200 Jahren einen Spiegel, in den sie gerne hineinschauen: Ein Tatmensch, der – Maßlosigkeit und romantischer Überspanntheit nicht abgeneigt – ohne Atem zu holen dem Fortschritt entgegentaumelt und dabei mit des Teufels Hilfe auch dann Gutes schafft, wenn er Böses will. Der dabei zwar gröbere Sach- bis Personenschäden hinterlässt, aber letztlich strebend sich bemühend vom ewig Weiblichen ins Paradies hinangezogen wird.

(Es wäre einmal interessant, einen österreichischen Faust zu inszenieren, einen schlampigen, gemütlichen, sich mit Ankündigungen begnügenden...)

Auf der Flucht

Es ist eine der Stärken der hinreißenden „Faust“-Inszenierung des neuen Burgtheater-Direktors Martin Kušej, dass sie mit dieser Aufführungstradition radikal, ohne mit der Wimper zu zucken, bricht. Dieser „Faust“ – 2014 in München auf die Bühne gebracht, jetzt im Burgtheater angekommen – steht für den postmodernen, postideologischen Menschen, der Ruhe nicht mehr erträgt, weil er sich selbst nicht erträgt.  Er ist unablässig in Bewegung, weil er der Leere in sich selbst davonlaufen muss.

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