Song Contest: Conchita Wurst nun im Favoritenkreis
The Wiener takes it all!" schrieb die Welt in ihrer Online-Ausgabe, "Conchita wurstelt sich weiter" titelte bild.de. Niederländer twittern unter #TeamWurst, Boy George gesteht Conchita Wurst über Twitter seine Liebe. Kurz: Das G'riss um die bärtige "Queen of Austria", wie sie am Donnerstagabend in Kopenhagen von "Borgen"-Star Pilou Asbaek angekündigt wurde, ist gewaltig.
Die Vertreterin aus Österreich galt schon vor dem 2. Halbfinale als Kandidatin auf einen Top-Ten-Platz beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen. Nach ihrem glanzvollen Auftritt von gestern Abend ist sie mit ihrer Power-Ballade "Rise Like A Phoenix" nun in den Favoritenkreis aufgerückt. Die Auswertung aus rund zwanzig Wettbüros führt Conchita nun bereits auf Platz 2 hinter Schweden. Viele Buchmacher zahlen bei einem Wurst-Sieg nur noch das Dreifache aus. Am Vortag lag der Durchschnitt noch bei über 1 zu 20.
Weiterhin Top-Favorit ist Schweden mit Sanna Nielsen, auf Platz 3 liegen nun die Niederlande (The Common Linnets), Aram Mp3 aus Armenien, der im ersten Halbfinale stimmlich etwas wankte, ist auf Platz 4 abgerutscht.
Makelloser Auftritt
Ein makelloser Auftritt und Solidaritätsbekundungen aus ganz Europa sorgten für den problemlosen Aufstieg ins Finale.
Neben Österreichs Glamourdiva schafften auch neun weitere Länder den Aufstieg in den Kreis der letzten 26. Anders als beim 1. Halbfinale am Dienstag gab es dabei nicht nur eine Überraschung:
Das 2. Semifinale in BIldern
So musste etwa Israels Rockerbraut Mei Feingold - entgegen aller Erwartungen - die Heimreise antreten. Auch die ebenfalls zu den Favoriten gezählte irische Combo Can-Linn feat. Kasey Smith konnte nicht ins Finale aufsteigen.
"Ich habe alles gegeben"
In einer ersten Reaktion zeigte sich Conchita Wurst gerührt von ihrem Erfolg. "Ich habe alles gegeben, was ich hatte - und das hat Gott sei Dank fürs Erste gereicht." Zuvor hatte Wurst einige Schreckminuten zu überstehen, wurde sie doch erst als zehnte und damit letzte Kandidatin genannt. Hier spielte der Zufall der Dramaturgie in die Hände, wird die Reihenfolge der Verkündigung doch ausgelost: "Ich habe mir in dem Moment nur gedacht: Da sitzt doch hinter mir noch die Israeli - und die hat so eine Megastimme. Ich gönne es ihr von Herzen - aber bitte, bitte."
Ihre Ziele für das Finale? "Ich habe das Halbfinale überstanden - alles andere ist Zugabe." Doch für diese Zugabe wird hart gearbeitet, laute das Motto doch jetzt weiterhin: "Nichts mit Party: Konzentration."
LED-Show
Bei der Show selbst setzte sich indes der Trend des 1. Halbfinales fort: Die im Industrialstil adaptierte einstige Schiffswerft B&W Hallerne beeindruckte erneut mit einem technischen Feuerwerk vor gut 10.000 Live-Zuschauern, wofür erstaunliche 1.200 Quadratmeter LED-Fläche und 2.810 Scheinwerfer im Einsatz waren. Alles andere als beeindruckend führte indes das Host-Trio, bestehend aus den beiden Profimoderatoren Nikolaj Koppel und Lise Rönne sowie dem "Borgen"-Schauspieler Pilou Asbaek durch den Abend. Farb- und humorlose Routine folgte da auf die im Vorjahr mit schelmischem Charme durch die Show geleitende schwedische Komödiantin Petra Mede.
Gratulation vom Minister, gute Quoten
Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) wertete den Finaleinzug als "ein starkes Zeichen für ein tolerantes und offenes Europa". Ihre Teilnahme sei "ein Statement für die Freiheit der Kunst in Form und Ausdruck". Er gratulierte Conchita Wurst "zu ihrem erfolgreichen Auftritt und wünsche alles Gute für das Finale in Kopenhagen". Es freue ihn "besonders, dass dieses Zeichen gerade am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, aus Österreich gekommen ist und uns daran erinnert, gewohnte Sichtweisen zu hinterfragen und nicht in Vorurteile zu verfallen". Auch im ORF freut man sich: Auf ORF eins verfolgten gestern bis zu 850.000 Zuseher den Song von Wurst, das anschließende Voting sahen im Schnitt 822.000 (Spitzenwert: 872.000) Zuschauer, bei einem Marktanteil von 44 Prozent.
Bei der Show am Samstag startet Wurst nun mit Startnummer 11 ziemlich in der Mitte des Feldes. Sollte sie am Samstag beim großen Finale tatsächlich gegen die 25 Konkurrenten triumphieren, wäre das jedenfalls der erst zweite Sieg Österreichs beim ESC seit Udo Jürgens' "Merci Cherie" 1966.
Zahlreiche Song Contest Partys finden auch heuer wieder statt. Durch die guten Aussichten für eine gute österreichische Platzierung dürfte der Andrang diesmal höher sein als üblich. Eine Auswahl an Events in Wien:
Die Initiative „Wir sind Europa“ bringt einen Themenabend in der Diplomatischen Akademie (Favoritenstraße 15a, 1040 Wien). Um 19 Uhr gibt es eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Europäisches Serienwunderland Dänemark“. Dabei steht die Frage im Vordergrund, was dänische Fernsehserien so populär macht. Das ESC-Finale wird von dem "Borgen"-Star Pilou Asbaek moderiert. Ab 21.00 Uhr wird der Eurovision Song Contest übertragen, es werden Getränken und dänische Hot Dogs gericht.
Im Frauenzentrum ega in der Windmühlgasse 26, 1060 Wien, beginnt um 19.30 Uhr die laut Ankündigung „bunteste Eurovisionsparty Wiens“. Dabei kann das Finale auf Leinwänden, je nach Wetter, drinnen oder draußen mitverfolgt werden.
Im Vereinslokal Gugg der Homosexuellen Initiative Hosi (Heumühlgasse 14, 1040 Wien) wird das Finale auf zwei Leinwänden übertragen. Der Eintritt ist frei.
In der Inside-Bar (Schikanedergasse 12, 1040 Wien) beginnt das gemeinsame Spektakel bereits um 20.00 Uhr, wer das Siegerland errät, kann eine Flasche Wodka gewinnen.
Auch das Felixx (Gumpendorferstraße 5, 1060 Wien) bietet ein Tippspiel zum Public Viewing. Hier wird unter den Gewinnern Prosecco ausgeschüttet.
Die Neos-Partei will ebenso Conchita Wurst hochleben lassen. Unter dem offiziellen Song-Contest-Motto #joinus lädt man Samstagabend in die „Neosphäre“ (Neustiftgasse 73-75, 1070 Wien).
LESER-Aktion: Wie feiern Sie den Song Contest? Schicken Sie uns ein Foto von Ihrer Song-Contest-Party! Bitte per E-Mail an kult@kurier.at.
Die Aufsteiger im 2. Halbfinale des Eurovision Song Contest 2014:
Finnland | Softengine | Something Better |
Griechenland | Freaky Fortune feat. Risky Kidd | Rise Up |
Malta | Firelight | Coming Home |
Norwegen | Carl Espen | Silent Storm |
Österreich | Conchita Wurst | Rise Like A Phoenix |
Polen | Donatan & Cleo | My Słowianie (We are Slavic) |
Rumänien | Paula Seling & Ovi | Miracle |
Schweiz | Sebalter | Hunter of Stars |
Slowenien | Tinkara Kovac | Round and Round |
Weißrussland | Teo | Cheesecake |
Ausgeschieden sind im 2. Halbfinale:
Georgien | The Shin & Mariko | Three Minutes to Earth |
Irland | Can-Linn feat. Kasey Smith | Heartbeat |
Israel | Mei Feingold | Same Heart |
Litauen | Vilija Mataciunaite | Attention |
Mazedonien | Tijana | To the Sky |
Die Startliste für das Finale des 59. Eurovision Song Contest am Samstagabend in Kopenhagen:
Startplatz | Land | Interpret | Titel |
1 | Ukraine | Marija Jaremtschuk | Tick-Tock |
2 | Weißrussland | Teo | Cheesecake |
3 | Aserbaidschan | Dilara Kazimova | Start A Fire |
4 | Island | Pollapönk | No Prejudice |
5 | Norwegen | Carl Espen | Silent Storm |
6 | Rumänien | Paula Seling & Ovi | Miracle |
7 | Armenien | Aram Mp3 | Not Alone |
8 | Montenegro | Sergej Cetkovic | Moj Svijet |
9 | Polen | Donatan & Cleo | My Słowianie (We are Slavic) |
10 | Griechenland | Freaky Fortune feat. Risky Kidd | Rise Up |
11 | Österreich | Conchita Wurst | Rise Like A Phoenix |
12 | Deutschland | Elaiza | Is It Right |
13 | Schweden | Sanna Nielsen | Undo |
14 | Frankreich | Twin Twin | Moustache |
15 | Russland | Tolmatschowa-Schwestern | Shine |
16 | Italien | Emma | La Mia Citta |
17 | Slowenien | Tinkara Kovac | Round and Round |
18 | Finnland | Softengine | Something Better |
19 | Spanien | Ruth Lorenzo | Dancing In The Rain |
20 | Schweiz | Sebalter | Hunter of Stars |
21 | Ungarn | Andras Kallay-Saunders | Running |
22 | Malta | Firelight | Coming Home |
23 | Dänemark | Basim | Cliche Love Song |
24 | Niederlande | The Common Linnets | Calm After The Storm |
25 | San Marino | Valentina Monetta | Maybe |
26 | Großbritannien | Molly | Children Of The Universe |
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