"Entsetzlich": Schweiger und Proll mobilisieren gegen Impfung für Kinder

Zurich Film Festival 2020
Wieder einmal polarisieren Filmstars in der Corona-Debatte. In einem österreichischen Dokumentarfilm sprechen sie sich gegen eine Schutzimpfung für Kinder aus.

Ein neuer Dokumentarfilm aus Österreich will auf die möglichen Risiken von Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche aufmerksam machen. Auf Youtube ist seit dem Wochenende ein viel diskutierter Trailer für „Eine andere Freiheit“ zu sehen, in dem auch Schauspieler wie Til Schweiger, Nina Proll und Miriam Stein zu Wort kommen. Die Aussagen sorgten in den sozialen Medien für großes Aufsehen.

„Für Kinder ist dieser Virus absolut harmlos“, eine Impfung mit ihren noch unbekannten Langzeitfolgen sei im Vergleich viel gefährlicher, wird Schweiger in dem sechsminütigen Clip zum Film von Patricia Marchart und Georg Sabransky zitiert. Er finde das "entsetzlich".

Der deutsche Filmstar spricht auch explizit die Politik an: "Das andere Schlimme ist die Gesetzesänderung, die praktisch unser Grundgesetz mehr oder weniger außer Kraft gesetzt hat. Und damit werden ja jetzt die Leute praktisch erpresst oder verführt, indem man sagt: 'Ja, wir geben euch einen Teil eurer Grundrechte, die man uns aufgrund unserer Verfassung eigentlich nicht nehmen kann, dann könnt ihr wieder reisen und dann können die Kinder auch wieder zu Oma gehen, ohne Angst.'"

Danach folgt vielsagendes Schweigen von Schweiger.

Auf Anfrage der Deutschen Presseagentur bei seiner PR-Agentin äußerte sich Schweiger nicht dazu.

Proll: Kein "Experiment"

Auch Schauspielerin Nina Proll spricht sich in dem Video strikt gegen eine Impfung von Kindern aus. Als Mutter habe sie die Pflicht, ihre Kinder vor "politischem Aktionismus, der eine Scheinsicherheit gewährleisten will, zu schützen". Sie sei nicht bereit sie für "dieses Experiment" zur Verfügung zu stellen.

Ihre Kollegin Miriam Stein kritisiert einen Werbesong, der das Impfen propagiert, mit den Worten: "Warum braucht eine Impfung, die effektiv ist und vor einer gefährlichen Krankheit schützt, eine solche Werbekampagne? Wenn ich mich in einem abstürzenden Flugzeug befinde, dann brauche ich ja auch keinen, der da rumhüpft und sagt: Willst du einen Fallschirm oder willst du keinen?"

Produziert wird die Dokumentation laut Trailer von Schutzfilm. Auf deren Homepage ist davon die Rede, dass der Film 80 Minuten lang ist und demnächst erscheinen soll. Demnach wurde er "ausschließlich durch Spendengelder finanziert."

Bereits am Wochenende gingen im Netz die Wogen hoch. Ein Anästhesist aus Deutschland schrieb auf Twitter, dass nach sieben Tagen seine Spätdienstwoche auf der Covid-Intensivstation vorbei sei. „Hut ab vor dem Pflegeteam, die seit 18 Monaten exzellente Arbeit in einem ARDS Zentrum leisten, während Leute wie Schweiger und Co ihnen ins Bein schießen“, schrieb der Mediziner.

Wissenschaftler und Blogger Florian Aigner ging noch etwas weiter: "Man muss es ganz hart sagen: Solche Filme kosten Menschenleben. Wer bei solchen Filmen mitmacht, macht sich schuldig.“ Was  Schweiger, Proll und Co. in diesem Film von sich geben, sei nicht bloß als "Meinungsäußerung" einzustufen, sondern "klarer Schwachsinn".

Diskussion in Deutschland

Kinderärzte sehen das Thema bei heutiger Datenlage differenziert. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendmedizin an der Uni-Klinik Köln, sprach sich am Montag gegen eine Off-Label-Impfung von Kindern unter 12 mit Vorerkrankungen aus. Off Label bedeutet, dass noch keine Zulassung für diese Altersgruppe vorliegt. „Wir haben fast 17 Millionen nicht erstgeimpfte Erwachsene, da ist das Problem“, sagte er bei einem Presse-Briefing des deutschen Science Media Centers (SMC). „Die Erwachsenen haben die Pflicht, die Menschen, die sich nicht impfen lassen können und die letztlich gefährdet sind, mit zu schützen.“

Der Doku-Film sei wichtig, weil er zum differenzierten Denken beitrage, sagt der österreichische Kinderarzt Reinhold Kerbl, der in dem Trailer zu sehen ist. Er würde einem 16-Jährigen zwar zu einer Impfung raten, aber eher aus praktischen und sozialen Gründen. „Ich würde aber deswegen Ja sagen, weil ich diesem 16-Jährigen ein möglichst normales Leben wünschen würde“, so Kerbl in dem Clip. Zu diesem normalen Leben gehörten laut Kerbl zum Beispiel der normale Besuch der Schule, der Diskotheken und Reisen in die USA.

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