Neujahrskonzert: "Ein Zeichen der Liebe und eines für den Frieden"
„Ich fühle mich wie ein Kind, bevor das Christkind kommt.“ Dirigent Franz Welser-Möst kann den 1. Jänner 2023 kaum mehr erwarten. An diesem Tag nämlich wird er zum dritten Mal (nach 2011 und 2013) das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal des Musikvereins leiten.
Ein Konzert, das diesmal eine besondere, noch größere Herausforderung als sonst an den Dirigenten wie das Orchester stellt. Immerhin wurden 14 von 15 Werken noch nie bei diesem musikalischen Neujahrsgruß an die Welt gespielt. Nur der Walzer „Aquarellen“ von Josef Strauß sowie die obligaten Zugaben „Donauwalzer“ und der „Radetzkymarsch“ waren zuvor schon bei diesem Großereignis zu hören. Denn, so Welser-Möst: „Ich habe mir vor etwa fünf Jahren alles, was es von der Strauß-Dynastie und auch von Josef Lanner gibt, kommen lassen. Während der Pandemie hatte ich Zeit, die Stücke zu studieren, und ich habe unendliche Schätze entdeckt. Wir werden zu Jahresbeginn 2023 somit auf eine Entdeckungsreise gehen. Das ist zwar auch ein bisschen riskant, aber ich liebe Herausforderungen ebenso wie die Wiener Philharmoniker.“
Volles Haus
Und Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer ergänzt: „Jedes Mal, wenn ich zur Probe komme, empfinde ich ein unglaubliches Glücksgefühl. Da weiß ich wieder, dass ich den schönsten Beruf der Welt habe. Wir freuen uns aber auch sehr, dass wir endlich wieder vor vollem Haus spielen können.“ Zur Erinnerung: 2021 fand das Neujahrskonzert mit Riccardo Muti pandemiebedingt ohne Publikum statt; 2022 waren bei Daniel Barenboim nur 1.000 Besucher zugelassen. „Dieses Konzert ist ein Zeichen der Liebe und eines für den Frieden“, betonte Froschauer denn auch bei der Programmpräsentation.
Ein Zeichen, das der ORF mit 15 Kameras und in Kooperation mit der European Broadcast Union (EBU) ab 11.15 Uhr in knapp 100 Länder weltweit sendet. Für die TV-Regie zeichnet zum siebenten Mal Michael Beyer verantwortlich, so ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. Doch es gibt weitere Neuerungen. So wird im Pausenfilm erstmals auch Franz Welser-Möst auftreten. Das Regieduo Barbara Weissenbeck und Nicholas Pöschl widmet sich in dem viertelstündigen Werk dem Jubiläum der Wiener Weltausstellung von 1873.
Ein Jubiläum, nämlich ihr 525-jähriges Bestehen, feiern auch die Wiener Sängerknaben, die am Neujahrstag gemeinsam mit den Wiener Chormädchen (die weibliche Abteilung des Chores) bei Josef Strauß’ „Heiterer Muth“ mitwirken werden.
Eine Neuerung betrifft auch die im Fernsehen gezeigten Balletteinlagen. Drei statt wie bis dato zwei lautet hier die Devise; Ashley Page ist für die Choreografie zuständig. Gedreht wurde im Schloss Laxenburg und im Stift Melk.
Doch welches Stück liegt Welser-Möst persönlich besonders am Herzen? „Das ist der Walzer ,Perlen der Liebe’ von Josef Strauß, beinahe eine Tondichtung im Gewand des Dreivierteltakts.“
Zahlen
Das Neujahrskonzert 2023 ist das 83. der Wiener Philharmoniker. Der ORF überträgt das Großereignis zum 65. Mal. Franz Welser-Möst steht zum dritten Mal am Pult. Der ORF hat 15 Kameras im Einsatz; via EBU wird das Konzert in fast 100 Ländern zu sehen sein. Ab 11.15 Uhr.
Werke
Auf dem Programm stehen Werke von Johann Strauß, Josef Strauß, Eduard Strauß, Franz von Suppé, Carl Michael Ziehrer und Josef Hellmesberger.
Künstlerische Frage
Ein Thema kam bei der Präsentation auch noch zur Sprache. Die Frage nach einer Dirigentin für das Neujahrskonzert. „Wir werden eine weibliche Dirigentin haben, wenn die Zeit kommt“, so Daniel Froschauer. Und Welser-Möst dazu: „Hier kommt es nicht auf das Geschlecht an, sondern auf die Erfahrungen, die man mit dem Orchester gesammelt hat. Das ist eine künstlerische Frage, keine politische.“
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