"Ein letzter Tango": Ungezügelter Hass in perfekter Tangoform

Nachgestellte Erinnerungen im Musical-Stil: „Ein letzter Tango“
Zwei argentinische Tangolegenden erinnern sich an ihr Leben.

Mit lächelnden Gesichtern tanzten sie ihren Tango auf der Bühne, doch hinter den freundlichen Fassaden tobte der Hass: Die Erinnerungen der beiden argentinischen Tangotänzer María Nieves und Juan Carlos Copes – mittlerweile beide über 80 – sind alles andere als weichgespült. Als tanzendes Ehepaar wurden sie international berühmt und traten auch dann noch gemeinsam auf, als sie privat längst getrennte Wege gingen. Doch während Copes mit einer neuen Frau eine Familie gründete und Kinder bekam, verharrte die Ex-Frau in Liebesenttäuschung. Ihre gesamten (negativen) Lebensenergien flossen in die Perfektionierung ihres Tanzstils.

Besonders María Nieves erzählt von ihren schmerzvollen Erinnerungen in aller Offenheit – und Regisseur German Kral und sein üppiges Dokudrama profitieren fundamental von dieser mitleidlosen Nabelschau.

Etwas gewöhnungsbedürftig hingegen erscheinen seine polierten Re-inszenierungen historischer Ereignisse: Nieves’ Erinnerungen an die ersten Begegnungen mit ihrem zukünftigen Mann (damals noch ein schlechter Tänzer, der seinen Partnerinnen auf die Füße trat) lässt Kral im Musical-Stil aus Hollywoods 50er Jahren nachspielen. Immerhin: Seine lackierten Einschübe bieten Tango auf Höchst-Niveau.

INFO: D/AR 2015. 85 Min. Von German Kral. Mit María Nieves, Juan Carlos Copes.

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