Denn bei „Dumbo“ (1941) singen zigarrenrauchende schwarze Krähen, deren Frontmann noch dazu „Jim Crow“ heißt – wie jenes Gesetz, das bis in die 1960er für die Rassentrennung in den USA sorgte.
Bei „Susi und Strolch“ (1955) säuseln siamesische Katzen mit klischeehaft „asiatischen“ Stimmen.
Und die Orang-Utans beim „Dschungelbuch“ (1967, „ich wär so gern wie du“) werden nun als rassistische Karikaturen schwarzer Amerikaner angesehen.
Manch andere Filme aus dem jahrzehntealten Disney-Katalog sind überhaupt so unrettbar rassistisch oder sexistisch, dass sie erst gar nicht zum Streamen angeboten werden.
Und in den Neuauflagen von Disney-Hits wie „König der Löwen“ oder „Die Schöne und das Biest“, die zuletzt ins Kino kamen, wurden problematische Bilder der Originale heimlich korrigiert. „Die Schöne“ liest plötzlich Bücher.
Die Diskussion über den Umgang des Riesenkonzerns mit den alten Bildern, die mit den heutigen Umgangsformen nicht vereinbar sind, wird in den USA heftig geführt. Disney bekommt Lob, aber nicht nur: Man könnte, so monieren manche, von alten Bildern ja auch etwas lernen.
Wer aber glaubt, dass diese Diskussionen nur ein Auswuchs von übertriebener amerikanischer Korrektheit sind, der irrt.
Das zeigte die hiesige große Kulturentscheidung dieser Woche: Bad Ischl wurde zur Kulturhauptstadt gekürt, mit einem Konzept, bei dem es explizit um die Überwindung alter Bilder geht. Dort: Dumbo als Rassist, hier: Ischl und die Kaiserstadtklischees.
Auch hier soll das, was jahrzehntelang gepflegt und verkauft wurde – es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut – mit neuen Bildern überschrieben werden. „Es geht anhand des Themas Salz um Fragen der Post-Industrialisierung, es geht um Tourismus und Hypertourismus und darum, wie man mit Tradition, Kultur und alternativer Kultur umgeht“, sagte die Juryvorsitzende Cristina Farinha zum Gewinnerprojekt.
Was der Kaiser dazu sagen würde?
Diese Diskussionen über die Kontextualisierung jahrzehntealter Bilder kann man natürlich als unterschiedlich wichtig empfinden. Beide aber sprechen der Kultur etwas zu, das sonst gerne als Nebensache abgetan wird: Dass sie wesentliche Macht darüber hat, wie wir die Welt sehen. Und auch die Macht, diese Bilder neu zu formulieren.
Auch wenn Rassismus und Kaiserkitsch bleiben werden: Die Bilder sind, zum Glück, schon weiter.
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