Die vielen Inseln der Fotografie

Richard Kratochwill Ikonen des 20. Jahrhunderts (Blatt 8), 1974 SW-Fotografie, 32 x 25 cm © Österreichische Fotogalerie/Museum der Moderne Salzburg
Das 21er Haus reiht sich mit der Schau „Fotos“ in die Gruppe heimischer Foto-Institutionen ein.

Severin Dünser kann das "N" am Ende des Worts "Fotografien" gar nicht oft genug betonen. „Wir zeigen österreichische Fotografien von den 1930ern bis heute“, erklärt der Kurator der Schau "Fotos" im 21er Haus.

Das Belvedere, das mit dieser Ausstellung sein Interesse für heimische Fotografie bekundet, hätte auch nicht die entsprechenden Schätze im Depot, um einen repräsentativen Überblick über "Österreichische Fotografie seit 1930" zu geben. Statt dessen lässt das Museum Besucher in luftigen Räumen zwischen assoziationsreichen Bildern flanieren – und verdeutlicht dabei, dass Österreich bei der Sammlung seiner Lichtbildkunst eher eine Inselgruppe als ein geschlossener Kontinent ist.

Bilder der Ausstellung

Die vielen Inseln der Fotografie

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Achse Salzburg–Wien

Agnes Husslein, die Foto-Ankäufe des Belvedere seit 2007 forciert, ist in Sachen Fotografie vorbelastet: Mit dem Salzburger Museum der Moderne (MdM) leitete sie von 2001 bis 2005 jenes Haus, das seit 1983 fokussiert zeitgenössische Fotografie aus Österreich sammelt. Unter Husslein kam die Fotosammlung des Bundes 2002 ans MdM, 2009 ging die "Sammlung Fotografis" der Bank Austria nach Salzburg. Das 21er Haus greift nun massiv auf diese Bestände zu.

Den zweiten Foto-Schatz hob Husslein im eigenen Keller: Dort residiert seit November 2012 die Artothek des Bundes, die ebenfalls Fotos sammelt. Zur Schau steuerte sie etwa ein Stillleben von Robert F. Hammerstiel, das Bild einer lachenden Kuh von Hermann Staudinger oder ein „lakonisches Bild“ einer Rutsche von C. Angelmaier bei.

Es ist eine anregende Zusammenstellung, die allerdings auf der Ebene des Museumswesens viele Fragen aufwirft: Wofür steht das Belvedere mit seinen Foto-Ambitionen? Wird es bald ein Gerangel der Museen um Fotografie geben, wie es in Bereichen zeitgenössischer Kunst schon öfters der Fall war?

Der Wunsch nach einem "österreichischen Fotomuseum" wurde zuletzt, wenn überhaupt, nur mehr verhalten diskutiert: Mit Albertina, Belvedere, mumok oder Nationalbibliothek und Häusern wie dem MdM oder dem Wien Museum auf Länderebene haben zahlreiche Institutionen am Feld der Fotografie längst höchst unterschiedliche Stellungen bezogen.

Private Inseln

Von privater Seite kamen dazu massive Vitalitätsspritzen für die heimische Fotokultur: So ist das "Fotomuseum" Westlicht, das vorrangig umfangreiche Konvolute sammelt, aber auch verkauft, heute eine Fixgröße; das von anonymen Stiftern finanzierte "Photoinstitut Bonartes" verfügt über eine umfangreiche Sammlung historischer Dokumentationsfotografie und einen großen Teil des Nachlasses des Fotokünstlers Rudolf Koppitz. Vielleicht braucht es daher mittlerweile gar kein eigenes Museum mehr – sondern nur mehr Bewusstsein, dass Österreich nicht nur Musik-, sondern auch Foto-Land ist.

21er Haus
„Fotos“ – Österreichische Fotografien von den 1930ern bis heute. Bis 5. 5.,
www.21erhaus.at

Wien Museum
Fotoserien des Filmemachers Hans Scheugl aus den 1970ern, bis 24. 2.,
www.wienmuseum.at

Westlicht/Leica-Galerie
Gründer Peter Coeln zeigt bis 10. 2. seine Magnum-Photos www.westlicht.at; von 13. 2.–13. 4. Verkaufsschau zu Robert Capa leicastore-wien.at

Sammlung Sputnik
Private Foto-Schätze, zu sehen bis 27. 3.,
www.foto-raum.at

Photoinstitut Bonartes
„Orientalische Reise“: Fotos von 1875/’76, bis 8. 3.
bonartes.org

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