Vier Wochen später, am 3. Juli, wird die Neunte wieder gespielt. Dieses Mal vom ORF Radio-Symphonieorchester als Auftakt des Wiener Kultursommers vor der atemberaubenden Kulisse des Rathauses. Die Besetzung ist zwar nicht so schillernd, aber Schillers Text wurde von Michael Köhlmeier „neu eingekleidet“.
Der Kultursommer, 2020 in der Not geboren und mit zwei Millionen Euro subventioniert, war eine feine Sache: Er gab der Künstlerschaft Auftrittsmöglichkeiten. Heuer wird er an 40 Locations sechs Wochen Programm mit 1.000 Auftritten anbieten. Die Stadt stellt dafür sechs Millionen Euro zur Verfügung. Wenn man Verwaltung, Technik und Marketing abzieht, kann man sich ausrechnen, was jeder bekommt. 500 Euro vielleicht. Besser als nichts.
Die Veranstalterin des Kultursommers sprach sich, wie man hört, gegen den Event aus. Weil die Relationen durcheinandergeraten. Das RSO-Konzert kostet schließlich 210.000 Euro. So kam es, dass die Stadtregierung diesen Betrag jetzt zusätzlich beschloss.
Ursula Berner, Kultursprecherin der Grünen, ist erbost: „Hier wird nach dem Motto agiert: Wenn’s der Bürgermeister braucht, dann wird das Geld plötzlich herbeigezaubert. Ohne Bürokratie. Dieses Geld fehlt im Kulturbudget dann den vielen kleinen Kulturinstitutionen, die durch Corona gelitten haben und sich mühsam für jede Förderung durch die Bürokratie kämpfen müssen. Wir wollen eine faire und transparente Verteilung von Geldmitteln.“
Ihr Tratschpartner erbat vom Kulturamt genauere Auskünfte. Die Antwort fiel lapidar aus: Es werde eine Pressekonferenz zum Kultursommer geben, man könne „nicht vorgreifen“. Wie man hört, werde der Bürgermeister dazu einladen.
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