Sechs Lolas für Debütfilm "Oh Boy"

Der Schwarz-Weiß-Film mit Tom Schilling war der große Gewinner beim Deutschen Filmpreis.

Das Kinodebüt „Oh Boy“ von Jan Ole Gerster ist am Freitag in Berlin auf Anhieb zum besten Film des Jahres gekürt worden. Bei der 63. Vergabe des Deutschen Filmpreises erhielt die tragikomische Berlin-Geschichte neben der Goldenen Lola in der Königskategorie noch fünf weitere Auszeichnungen - darunter für Drehbuch und Regie, für die ebenfalls Gerster verantwortlich zeichnete. Gerster ist erst vergangene Woche in Wien für "Oh Boy" mit der ROMY fürs beste Drehbuch ausgezeichnet worden.

Sechs Lolas für Debütfilm "Oh Boy"
gerster und schilling
Zum besten Hauptdarsteller wurde der 31-jährigeTom Schilling("Crazy") gewählt, der in "Oh Boy" den liebenswerten Lebenskünstler spielt. Michael Gwisdek (71) bekam für seine Rolle in dem Film die Lola als bester Nebendarsteller.

Der als Favorit ins Rennen gegangene Tom Tyker schnitt mit seinem Mammutwerk "Cloud Atlas" weniger gut ab. Die mit den US-Regisseuren Lana und Andy Wachowski realisierte 100-Millionen-Dollar-Produktion holte zwar mit fünf Auszeichnungen nur eine weniger als "Oh Boy", allerdings nur in den Nebenkategorien Schnitt, Kamera, Szenenbild, Kostüm und Maske.

Sukowa beste Hauptdarstellerin

Sechs Lolas für Debütfilm "Oh Boy"
Barbara Sukowa als "Hannah Arendt"/ von Margarethe von Trotta
Als beste Hauptdarstellerin konnte sich Barbara Sukowa (63) für die Titelrolle in "Hannah Arendt" durchsetzen. Regisseurin Margarethe von Trotta durfte für die Kinobiografie über deutsch-jüdische Philosophin die silberne Lola in der Kategorie Bester Film mitnehmen. Die bronzene Trophäe ging an Cate Shortland für ihr Nachkriegs-Drama "Lore".

Bienen-Doku "More than Honey" ausgezeichnet

Sechs Lolas für Debütfilm "Oh Boy"
Beste Kino-Doku;  "More Than Honey": Dieser Film ist nicht nur gut, sondern auch populär: Etwa 200.000 Zuschauer sahen Markus Imhoofs Kinodoku in der Schweiz, in Österreich waren es 45.000. Und das bei einem Thema, das zunächst sperrig wirkt. Imhoof zeigt, wie eine Welt ohne Bienen aussehen würde– eine Horrorvision. „Die Bienen sterben am Erfolg der Zivilisation“, sagt er. Imhoof erhielt die ROMY für die beste Kino-Doku; Helmut Grasser („Eine Kämpfernatur mit Vorliebe für kämpferische Filme“) wurde als Bester Produzent ausgezeichnet.
Beste Nebendarstellerin wurde Christine Schorn (69) für ihre Darstellung in der Tragikomödie "Das Leben ist nichts für Feiglinge". Zum besten Kinderfilm wählten die Mitglieder der Filmakademie die Kinogeschichte "Kaddisch für einen Freund" von Leo Khasin. Als Bester Dokumentarfilm wurde "More Than Honey" von Markus Imhoof über die weltweit zunehmend bedrohten Bienenvölker ausgezeichnet. Die engagierte Doku ist erst vergangene Woche in Wien mit zwei ROMYS ausgezeichnet worden. Einer der Ko-Produzenten des Schweizer Films ist der Österreicher Helmut Grasser (Allegro Film).

Werner Herzog fürs Lebenswerk geehrt

Der 70 Jahre alte Regisseur Werner Herzog ("Aguirre, der Zorn Gottes", "Fitzcarraldo") wurde bei der von Mirjam Weichselbraun moderierten Gala für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) forderte von ARD und ZDF mehr Unterstützung für den deutschen Film. Der Kinofilm gehöre zur Kultur, die in die Grundversorgungspflicht der öffentlich-rechtlichen Sender falle - und zwar nicht als Sahnehäubchen für die Nachtstunden, sondern als Hefe im Teig, sagte Neumann. Er stellte sich damit hinter eine Resolution der deutschen Filmwirtschaft.

Mit fast 3 Millionen Euro Preisgeldern ist der Deutsche Filmpreis die höchstdotierte Kulturauszeichnung Deutschlands. Das Geld kommt aus Neumanns Haushalt. Im vergangenen Jahr war Andreas Dresens Krebsdrama "Halt auf freier Strecke" zum besten Spielfilm gekürt worden.

Die Gewinner der Lola-Trophäen:

BESTER SPIELFILM
- Goldene Lola (500 000 Euro): „Oh Boy“ von Jan Ole Gerster
- Silberne Lola (425 000 Euro): „Hannah Arendt“ von Margarethe von Trotta
- Bronzene Lola (375 000 Euro): „Lore“ von Cate Shortland

BESTER KINDERFILM (250 000 Euro):
„Kaddisch für einen Freund“ von Leo Khasin
BESTER DOKUMENTARFILM (200 000 Euro):
„More Than Honey“ von Markus Imhoof
BESTE WEIBLICHE HAUPTROLLE (10 000 Euro):
Barbara Sukowa (Hannah Arendt")
BESTE MÄNNLICHE HAUPTROLLE (10 000 Euro):
Tom Schilling (“Oh Boy")
BESTE WEIBLICHE NEBENROLLE (10 000 Euro):
Christine Schorn (“Das Leben ist nichts für Feiglinge")
BESTE MÄNNLICHE NEBENROLLE (10 000 Euro):
Michael Gwisdek (“Oh Boy")
BESTE REGIE (10 000 Euro):
Jan Ole Gerster (“Oh Boy")
BESTES DREHBUCH (10 000 Euro):
Jan Ole Gerster (“Oh Boy")
BESTE KAMERA/BILDGESTALTUNG (10 000 Euro):
John Toll, Frank Griebe (“Cloud Atlas")
BESTER SCHNITT (10 000 Euro):
Alexander Berner (“Cloud Atlas")
BESTES SZENENBILD (10 000 Euro):
Uli Hanisch, Hugh Bateup (“Cloud Atlas")
BESTES KOSTÜMBILD (10 000 Euro):
Kym Barrett, Pierre-Yves Gayraud (“Cloud Atlas")
BESTES MASKENBILD (10 000 Euro):
Daniel Parker, Jeremy Woodhead (“Cloud Atlas")
BESTE FILMMUSIK (10 000 Euro):
The Major Minors, Cherilyn MacNeil (“Oh Boy„)
BESTE TONGESTALTUNG (10 000 Euro):
Christian Bischoff, Uve Haussig, Johannes Konecny (“Die Wand")
EHRENPREIS (undotiert):
Werner Herzog
PUBLIKUMSPREIS:
“Schlussmacher" von Matthias Schweighöfer

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