Der Moment, bevor hinter den Bergen die Sonne aufgeht – eine Zeichnung von Linda Wolfsgruber
Die Illustratorin Linda Wolfsgruber will mit ihren Bildern „die Atmosphäre, die Stimmung eines Textes einfangen“. Über den Versuch, den Augenblick festzuhalten. Plus weitere Buchtipps.
Über 100 Bücher müssten es sein. Genau kann es Linda Wolfsgruber aber nicht sagen. „Ich habe sie noch nie gezählt“, sagt die in Südtirol geborene und in Wien lebende Illustratorin. Vor ihr liegt ihre neueste Arbeit: „Der Moment, bevor …“ (mit einem Text von Ela Wildberger). Dieses Kinderbuch widmet sich diesem winzigen Augenblick, bevor etwas Besonderes passiert.
Ein Gespräch über Bildsprachen, Arbeitsweisen und Bären.
KURIER:Was zeichnet Ihren Stil aus – gibt es wiederkehrende Elemente?
Linda Wolfsgruber: Meine Arbeiten zeichnen sich nicht dadurch aus, dass man gleich auf dem ersten Blick erkennt, wer sie gemalt hat. Das liegt an der Vielfalt meiner Techniken. Ich versuche mit jedem Buch, etwas Neues und Spezielles zu schaffen. Ich habe einfach Lust, neue Dinge auszuprobieren. Dadurch bekommt jedes Buch auch seine eigene Bildsprache.
Die mehrfach ausgezeichnete Illustratorin Linda Wolfsgruber (60)
Welche Bildsprache hat Ihr neues Buch „Der Moment, bevor …“?
Dieses Buch hat einen poetischen Text. Ich musste lange überlegen, wie ich dies bildlich einfangen kann. Es es ging darum, wie ich am besten den Moment davor illustrieren kann. Zum Beispiel den Moment, bevor die Sonne aufgeht. Da gibt es ja verschiedene Möglichkeiten. Ich habe mich dann an die Sonnenaufgänge in den Bergen erinnert. Da gibt es vor Sonnenaufgang dieses rosafarbene Leuchten. Das wollte ich zeigen.
Arbeiten Sie ausschließlich analog?
Ja, weil ich gerne das Material in meinen Händen spüre, das Papier, die Farben rieche. Ich bin nicht jemand, der am Computer zeichnet. Ich mag den Computer auch nicht sonderlich gern. Hin und wieder muss ich ihn aber einschalten, um zum Beispiel eMails zu beantworten.
Was hat sich seit Ihrer ersten Buch-Veröffentlichung in den frühen 1980ern verändert?
Früher habe ich oft mehrere Wochen an einem Buch gearbeitet und für manche Illustrationen enormen Aufwand betrieben. Jetzt bin ich schneller geworden, manchmal muss ich es allerdings auch sein – vieles ist mir auch zu schnell geworden. Deshalb sehne ich mich manchmal nach dieser Zeit zurück.
Sie gestalten nicht nur Kinderbücher, sondern z. B. auch Romane und Kochbücher. Sind das unterschiedliche Welten?
Ich lasse mich nicht von irgendwelchen Altersgrenzen leiten – und einschränken. Wenn ich Kinderbücher mache, dann sollen die auch die Eltern ansprechen. Das war immer schon mein Leitmotiv. Ich mache da eigentlich keine Unterschiede.
Worauf achten Sie bei Kinderbüchern?
Ich finde es wichtig, dass man die Sachen richtig stilisiert, korrekt darstellt. Also wenn man einen Bären zeichnet, dann sollte der schon wie ein Bär aussehen – und keine Katzenohren haben. Man hat jaauch eine erzieherische, pädagogische Verantwortung. Ich versuche eine gute Mischung aus eigener Bildsprache und Realismus zu finden.
Viele Kinder wachsen mit dem Computer auf. Bücher haben da oft den Nachrang. Wie sehen Sie das?
Entspannt. Bücher wird es immer geben. Eltern, die Bücher für ihre Kinder kaufen, geben heute genauso viel Geld aus wie vor 20 Jahren. Also ich glaube, da hat sich nicht so viel verändert. Mit dem Technologiewandel sind natürlich andere Medien dazugekommen, was ja auch okay ist. Aber ich glaube ganz einfach, dass der haptische Eindruck, das Berühren des Papiers, das Umblättern einfach seine Vorzüge und Qualitäten hat.
Die Bewohner von Tierlingen sind sich einig: Im Dezember ist alles mühsam. Es wird zu früh dunkel, es ist zu kalt und es gibt kein frisches Gras. Es muss also Unterhaltung her. Wie wäre es mit einer gemeinsamen Theateraufführung? Aber kann ein Elefant überhaupt einen Engel spielen? Sicher! Witzig geschrieben und gezeichnet – leider etwas zu viele bundesdeutsche Ausdrücke.
Gerlis Zillgens, Katja Jäger: „Morgen, Tiere, wird’s was geben!“
Esslinger Verlag.
90 Seiten.
12,40 Euro
Der kleine Jojo hat Fragen. Viele Fragen. Zum Beispiel wie man richtig betet? Und kann man überhaupt falsch beten? Wie sagt man Gott auf Arabisch und was bedeuten eigentlich die Wörter koscher, halal und haram? Jojo findet auf seiner Entdeckungsreise durch die verschiedensten Religionen Antworten. Farbenfroh gestaltet und mit pädagogischem Mehrwert.
Christine Hubka, Agni Ofner: „Und doch sind alle Äpfel rund“
Tyrolia Verlag.
32 Seiten. Ab 7 Jahre.
16,95 Euro
„Ich will nicht nach unten fallen“, sagt die kleine Schneeflocke. „Du musst aber, sagt eine Wolke. „Dafür sind Schneeflocken da.“ Hier, hoch oben am Himmel, nimmt die Geschichte der kleinen Schneeflocke ihren Lauf. Aber wo wird sie schlussendlich landen? Das liebevoll gestaltete Bilderbuch begleitet sie auf ihrem Weg zur Erde – und garantiert weiße Weihnachten.
Benji Davies: „Kleine Schneeflocke“
Aladin Verlag.
32 Seiten. Ab 4 Jahre.
15 Euro
Dieser Lyrikband für Kinder und Erwachsene begeistert von der ersten bis zur letzten Seite. Gedichte und Gedanken, die berühren und Mut machen. Worte, die einen umarmen, ein Lächeln ins Gesicht zaubern und an der Hand nehmen.
Ich habe meine Meinung
du hast deine Deinung
tauschen wir uns aus
kommt eine Unserung raus.
Lena Raubaum, Katja Seifert: „Mit Worten will ich dich umarmen“
Tyrolia Verlag.
96 Seiten.
16,95 Euro
Jeder sollte im Leben (zumindest) einen guten Freund, eine gute Freundin haben, einen Menschen, den man zu jeder Zeit und Unzeit anrufen kann. Bei Tieren ist das nicht anders – zumindest sieht das der Autor Ed Franck in seinem neuen Buch so. In diesem stellt er Panda und Eichhörnchen vor einige Prüfungen – ihre Freundschaft ist dabei aber nie wirklich in Gefahr.
Ed Franck: „Den Mond vom Himmel pflücken“
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