Der Goldene Löwe von Venedig geht an Doku von Laura Poitras

Der Goldene Löwe von Venedig geht an die Amerikanerin Laura Poitras und ihre Doku "All the Beauty and the Bloodshed"
Oscarpreisträgerin Laura Poitras gewinnt den Goldenen Löwen, Triumph für Tizza Covi und Rainer Frimmel für ihr Porträt "Vera“

Die Preisjury der 79. Filmfestspiele von Venedig traf eine überraschende, aber hervorragende Entscheidung: Der Goldene Löwe ging an die Laura Poitras und ihre exzellente Doku „All the Beauty and the Bloodshed“.

Die Regisseurin, die für ihre Edward-Snowden-Doku „Citizen Four“ den Oscar erhalten hatte, überzeugte die Jury unter dem Vorsitz von Julianne Moore mit einem berührenden Porträt der berühmten Fotokünstlerin Nan Goldin. Doch nicht nur Goldins Lebensgeschichte, auch ihr politischer Aktivismus rückt in den Fokus: Goldin engagiert sich vehement gegen die Pharma-Dynastie Sackler, die mit ihrem süchtig machenden Schmerzmittel Oxycontin wissentlich eine Opioid-Epidemie in den USA hervorgerufen haben. In der Öffentlichkeit aber treten die Familienmitglieder als große Mäzene auf und investierten enorme Summen in internationale Kunstinstitutionen wie das New Yorker Guggenheim-Museum. Dank der Intervention von Goldin und ihren Mitstreitern und Mitstreiterinnen ist das Sackler-Geld nun weitgehend in Ungnade gefallen.

Poitras’ großartige Agit-Prop-Doku ist eine superbe Mischung aus einem intimen Porträt von Nan Goldin, gleichzeitig aber auch ein luzides Beispiel für effektvolle Politstrategie. Nach Gianfranco Rosis „Das andere Rom“, ist Laura Poitras’ Film die zweite Doku, die je einen Goldenen Löwen in Venedig gewonnen hat.

Den Preis als beste Schauspielerin erhielt die Australierin Cate Blanchett: In dem ausgezeichneten Drama „Tár“ von Todd Field verkörpert sie eine Chefdirigentin, die sich mit Missbrauchsvorwürfen auseinandersetzen muss.

Als bester Schauspieler wurde Colin Farrell für sein Spiel in der schwarzen Komödie „The Banshees of Inisherin“ von Martin McDonagh ausgezeichnet. Colin Farrell gibt einen etwas simpel gestrickten, trinkfreudigen Iren, der plötzlich von seinem besten Freund (Brendan Gleeson) verstoßen wird.

Den Silbernen Löwen für beste Regie erhielt der Italiener Luca Guadagnino für seine extravagante Kannibalen-Geschichte „Bones and All“ mit Timothée Chalamet.

Der Spezialpreis der Jury ging an den seit Juli inhaftierten, iranischen Filmemacher Jafar Panahi für sein aufwühlendes Drama „No Bears“. Panahi spielt darin eine Version seiner selbst und dreht unter schwierigen Bedingungen einen Film über ein Paar, das den Iran verlassen möchte.

Der Große Preis der Jury schließlich ging an die Französin Alice Diop und ihr eindrückliches Regiedebüt über eine junge Kindsmörderin.

Austro-Filme

In der Reihe Orizzonti triumphierte das italienisch-österreichische Regieduo Tizza Covi und Rainer Frimmel: In ihrem Film „Vera“ richten sie ihre zartfühlende Kamera auf die Schauspielerin Vera Gemma, die zeitlebens im Schatten ihres berühmten Vaters Giuliano Gemma stand – und erhielten dafür den Preis für Beste Regie. Vera Gemma selbst erhielt den Preis als beste Darstellerin, ebenfalls in der Orizzonti-Schiene.

Grund zu Freude gab es auch bereits am Freitagabend für den österreichischen Film „Eismayer“: Das Debüt von David Wagner erzählt von einem Bundesheer-Ausbildner, der eine Beziehung mit einem Rekruten beginnt. Dafür erhielt er den Preis für den Besten Spielfilm in der Settimana Internazionale della critica.

 

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