Covid-Ausfallsfonds für Filme steht endgültig vor dem Aus
Das ist eine ziemliche Bescherung für die heimische Filmwirtschaft. Wie das Wirtschaftsministerium dem KURIER bestätigt, läuft der Corona-Ausfallsfonds für TV- und Film-Produktionen in Österreich aus. „Anträge zum Comeback-Zuschuss können noch bis 31. 12. 2022 gestellt werden. Die Vorgehensweise erfolgt im Einklang mit anderen Covid-Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung“, erklärt das Ministerium. Bisher wurde die Hilfsmaßnahme stets halbjährlich verlängert.
Damit endet eine kurze Erfolgsgeschichte: Im Mai 2020 hatte die türkis-grüne Regierung den Ausfallsfonds über 25 Mio. Euro beschlossen, der im Fall coronabedingter Drehunterbrechungen schlagend wurde. In Österreich konnte daher schneller als in anderen Ländern wieder gedreht werden.
Aus Sicht der Koalition ist der Schritt nun folgerichtig, denn für sie gibt es die Pandemie quasi nicht mehr, Hilfsmaßnahmen können also fallen. Die Crux dabei: Die Beurteilung der WHO ist anders, weshalb Versicherungen das Corona-Risiko weiterhin ausschließen, weil Covid-19 nicht als normale Krankheit zu behandeln ist.
„Ich empfinde das als sehr, sehr gefährlich, was da auf uns Produzenten zukommt“, sagt John Lueftner, Co-Präsident des Produzentenverbandes AAFP. „Das heißt, wir können ab Jahresbeginn nur hoffen, dass nichts passiert und während der Dreharbeiten keine relevanten Personen aus Regie und Schauspiel an Corona erkranken“, erklärt Lueftner. Das Ausfallsrisiko anderswo zu versichern, gehe nicht.
Bei Filmprojekten bedeutet jeder verlorene Drehtag bis zu 100.000 Euro Schaden. „Das kann für Produzenten schnell existenziell werden. Dieses Beharren auf ein Auslaufen ist nicht nachvollziehbar, denn die Corona-Comeback-Regelung war ein großer Erfolg“, sagt Lueftner.
Das verändert die Situation auch für Auftraggeber, allen voran den ORF. Der bezahlt während einer Produktion in Abschnitten. Bis zum letzten Drehtag sind das etwa zwei Drittel seines Kostenanteils. Bis jetzt hatte der Sender Gewissheit, dass Corona-Unterbrechungen nicht die Finanzkraft der Produktionsfirmen angreifen. Das droht nun anders zu werden. Ein Gerücht besagt, der ORF werde künftig Bankgarantien verlangen, um seine Investitionen abzusichern.
In einer Stellungnahme betont der ORF, dass man versuchen wird, im Fall von Drehunterbrechungen „partnerschaftlich und bilaterial zu einer individuellen Lösung zu kommen.“ Man werde sich "bei jedem einzelnen Projekt um die bestmögliche Lösung bemühen und nicht großflächig mit Bankgarantien arbeiten. Uns ist die Vielfalt der Produktionslandschaft wichtig und gerade für kleine Produktionsfirmen wäre dies eine besondere Herausforderung.“
Das wird in der Branche teilweise dahingehend interpretiert, dass bei größeren Produktionen, etwa Serien, sehr wohl Bankgarantien gefordert sein werden.
Die Möglichkeit von Completion Bonds oder alternativ auch Bankgarantien habe sich bisher schon im Instrumentenkoffer des ORF befunden, erklärt Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Fachverbandsobmann Film/Musik in der Wirtschaftskammer. Allerdings nur bei Kinofilmen und erst ab Gesamtbudgets von 3 Millionen Euro. Er schlägt vor, "diese Grenze auf zumindest 4 Millionen Euro hinaufzusetzen, auch aufgrund der Teuerung“.
Keine Gewinner
Dumreicher-Ivanceanu hält ein Auslaufen des Ausfallsfonds ebenso für problematisch: „Das übersteigt die Kräfte nahezu aller österreichischen Produktionsfirmen.“ Dass das Wirtschaftsministerium gegenüber dem KURIER auf das neue Filmfördermodell verweist, das Österreich als „attraktiven Filmstandort international präsentiert“, hält er für eine Themenverfehlung: „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“. Das Auslaufen des noch nicht annähernd ausgeschöpften Fonds konterkariere aber das Ziel des Anreizmodells, „weil man Finanzierungsmittel für österreichische Filme nun für Covid-Schäden einsetzen müsste. Eine paradoxe Intervention, die am Ende keine Gewinner kennt.“
Kommentare