Gentleman der Klassik: Colin Davis ist tot

Der renommierte britische Dirigent ist im Alter von 85 Jahren gestorben.

Ein Großer ist nicht mehr. Dabei wollte er nie „groß“ sein, sondern immer nur der Musik dienen: Sir Colin Davis ist nach längerer Krankheit im Alter von 85 Jahren gestorben. Und er wird fehlen.

Geboren in einer Kleinstadt im Südosten Englands wurde Davis – nach einem Intermezzo als Klarinettist in einer Militärkapelle – rasch zu einem der bedeutendsten Dirigenten. Erst Musikdirektor am Londoner Sadler’s Wells Theatre (1961– 1965), dann Chef des BBC Symphony Orchestra – weiter ging es mit führenden Positionen beim Boston Symphony Orchestra, dem London Symphony Orchestra und mit der Funktion des musikalischen Chefs am Londoner Royal Oper House Covent Garden.

Bereits Ende der 70er- Jahre wurde Colin Davis als erster Brite zu den Bayreuther Festspielen eingeladen. Wagners „Tannhäuser“ wurde zu einem persönlichen Triumph am Grünen Hügel und führte zu engen Beziehungen mit deutschen Orchestern.

Echter Gentleman

Die Sächsische Staatskapelle Dresden leitete der 1980 zum Sir ernannte Dirigent regelmäßig; als Chefdirigent stand er von 1982 bis 1993 an der Spitze des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Als „Gentleman “ unter den Dirigenten wurde der Maestro bekannt, geliebt und international gefeiert.

Davis selbst begegnete allen Orchestermusikern stets mit Respekt. In einem Interview meinte er einst: „Es ist unnötig, ein Tyrann zu sein. Es bringt nichts, wenn die Musiker aus Furcht spielen.“ Den Titel „Gentleman“ mochte der passionierte Rotwein-Liebhaber und Koch übrigens nicht. Denn, so Davis einst: „Ich bin kein Gentleman. Ein Gentleman arbeitet nicht.“ Und Sir Colin Davis hat viel, sehr viel gearbeitet.

Die Werke von Mozart, Elgar, Vaughan-Williams, Sibelius, Berlioz und immer wieder Mozart lagen ihm besonders am Herzen. Auf Tourneen mit „seinen“ Orchestern war Colin Davis auch in Österreich zu erleben. Nicht allzu oft, aber stets unspektakulär-spektakulär. Auch die Wiener Philharmoniker hat Davis dirigiert. Seine Aufnahmen werden bleiben und an einen großen Künstler erinnern.

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