Bundestheater: „Vernünftiger, bis Ostern geschlossen zu lassen“

Wäre gerne optimistischer: Christian Kircher, Chef der Bundestheater-Holding
Christian Kircher, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, warnt vor einem Aufsperren, dem ein neuerliches Schließen folgt: „Mega-GAU“

Burgtheaterdirektor Martin Kušej merkte am Freitag erneut an, dass für eine Wiedereröffnung ein Vorlauf von ca. sechs Wochen nötig sei. Und Christian Kircher, Chef der Bundestheater-Holding, zählte bei seiner Bilanzpressekonferenz wieder eins und eins zusammen.

Das Resultat, wie er danach im Gespräch mit dem KURIER verdeutlichte: „Ich glaube nicht, dass es eine Wiedereröffnung am 1. März geben wird.“ Seiner Meinung nach wäre es „vernünftiger, bis Ostern geschlossen zu lassen“. Denn die Staats- und die Volksoper sowie das Burg- mit dem Akademietheater aufzusperren, nur um es nach ein paar Tagen wieder zu schließen, sei ein „Mega-Aufwand“, geradezu ein „Mega-GAU“. Ostern ist am 4. und 5. April.

Bis zum ersten Lockdown im März 2020 seien die Bundestheater auf einem sehr erfolgreichen Weg gewesen, erklärte Kircher via Zoom. Die Sitzplatzauslastung hätte bis dahin im Burgtheater 80,5 Prozent und in der Staatsoper 98,6 Prozent betragen, die Volksoper hätte in den sechseinhalb Monaten der Saison 2019/20 gar den Höchstwert von 89,5 Prozent erreicht.

Wie die Gletscher

Der Rest der Geschichte ist bekannt: Die Spielpläne wurden obsolet, bis Ende Juni mussten über 650 bereits geplante Vorstellungen abgesagt, die Kartenverkäufe rückabgewickelt werden. Die Umsatzerlöse gingen gegenüber der Saison 2018/19 von 81,5 Millionen auf 53,1 Millionen Euro zurück – und damit um rund 35 Prozent. Folglich sank der Eigendeckungsgrad der Burg von 26 auf 18,5 Prozent, der Staatsoper von 46,2 auf 31,8 und der Volksoper von 21,4 auf 15,3 Prozent.

Dennoch hätte man, so Kircher, das vergangene Geschäftsjahr „mit einem blauen Auge überstanden“. Denn die Kurzarbeit wurde über das AMS mit 17,8 Millionen Euro finanziert, im Personalbereich konnten 8,76 Millionen Euro eingespart werden. Zudem griff man auf die Reserven zurück, die nun „extrem stark abschmelzen“ würden – wie die Gletscher im Klimawandel.

Man konnte daher mehr oder weniger ausgeglichen bilanzieren. Einzig die im Vergleich hochpreisige Staatsoper kam, weil die Einnahmenausfälle nicht kompensiert werden konnten, auf ein negatives Jahresergebnis – in der Höhe von 1,98 Millionen.

Auch die laufende Saison werde man bewältigen können – mit einer schwarzen oder roten Null. Danach werde der komfortabel gefüllte Finanzpolster aber zur Gänze aufgebracht sein.

Kircher wies die Politik, die nächste Woche Entscheidungen für den Kulturbereich treffen will, erneut darauf hin, dass beim Wiederaufsperren – wann auch immer – die vollen Kosten anfielen. Und dass die Einnahmen bei Besucherbeschränkungen geringer ausfallen würden. In den Sommer hineinzuspielen, lehnte Kircher ab. Bekanntlich sind ja viele Künstler und Musiker bei den Salzburger Festspielen engagiert.

Gröbere Sorgen bereitet Kircher die Zukunft. Der Geschäftsführer, dessen Vertrag erst kürzlich verlängert wurde, hat dem Aufsichtsrat im Juni eine Dreijahresplanung vorzulegen – und noch keine Idee, von welchen Parametern er ausgehen kann. Er sei zwar, beteuerte er erneut, ein Optimist. Er rechne dennoch nicht mit einer Normalisierung der Situation vor der Saison 2022/’23. Sollte es zu keiner Valorisierung der Basissubvention kommen, sei die Finanzierung „nur mit Setzung von drastischen Maßnahmen“ möglich.

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