Die 52-jährige amerikanische Alternative-Country-Sängerin war mit ihren Dylan-Liedern nach Wien gekommen. Ihre Stimme war tadellos, die Band großartig, die Akustik ebenso. Cat Power aber lief zwischen jedem Song und manchmal auch mittendrin zum Tontechniker, um ihn auf vermeintliche Probleme hinzuweisen. Sie fuchtelte herum, verwies auf einen angeblichen Jetlag. Dass trotzdem jeder Ton saß, ist eigentlich ein Wunder.
Bob Dylan ist einer der meistgecoverten Songwriter der Welt. Es gibt unzählige Neuinterpretation seiner ikonischen Lieder. Aber das, was Cat Power 2022 tat, war einzigartig: Sie nahm Dylans als „Royal Albert Hall Concert“ bekanntes Konzert, das im Mai 1966 in Wahrheit in der Manchester Free Trade Hall stattgefunden hat, komplett neu auf. Inklusive des Zwischenrufs eines Zuschauers, der sich an dem stieß, was das Konzert so berühmt gemacht hat: Dem abrupten Wechsel von der akustischen zur elektrischen Version.
Auf „Cat Power sings Dylan“ spielt die als Chan Marshall geborene Cat Power das sogenannte „Royal Albert Hall Concert“ Stück für Stück nach. Das tat sie auch am Donnerstag, wie versprochen. Fehlerlos, eindringlich und intim.
Wäre da nicht ihre zur Schau gestellte Verunsicherung gewesen, es wäre ein denkwürdiger Abend geworden. Ihre warme Interpretation von „Just Like A Woman“ ging unter die Haut, ihre „Desolation Row“ war zum Dahinschmelzen, ihre bluesige „Ballad Of A Thin Man“ beeindruckend, ihr „Like A Rolling Stone“ wirklich kraftvoll. Was außer ihr auch alle im Saal so sahen. Minutenlange Standing Ovations.