Burgtheater: Ensemble spricht Hartmann Misstrauen aus

Wiener Burgtheater: Der Konflikt um die Finanzmisere des Hauses eskaliert – jetzt wenden sich die Schauspieler gegen den eigenen Direktor.
Die Schauspieler wenden sich in der Finanzaffäre gegen ihren Direktor, der kalmiert.

Erneuter Knalleffekt beim Thema Burgtheater: Das Ensemble des Hauses sprach seinem Direktor Matthias Hartmann und Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer das Misstrauen aus.

Burgtheater: Ensemble spricht Hartmann Misstrauen aus
Der Beschluss fiel bei einer Ensemble-Versammlung am Freitag Nachmittag, mit 83 zu 31 Stimmen, bei zwei Enthaltungen. Begründung: Man glaube die Darstellung nicht mehr, wonach die entlassene Vizedirektorin Silvia Stantejsky alleine die Schuld an den finanziellen Problemen der Burg trage. Wörtlich heißt es in der Erklärung: "Wir, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Burgtheaters, sehen uns nach Bekanntwerden des desaströsen finanziellen Zustandes unseres Betriebes und mit der Frage nach den Verantwortlichen dafür (...) nicht in der Lage, dieser Darstellung Glauben zu schenken"

Gegenüber dem KURIER zeigte sich Hartmann von dem via "ZIB" vermeldeten Misstrauensvotum betroffen: "Das ist jetzt die Gelegenheit, die offenbar von einigen sehnlichst erwartet wurde, um etwas Böses zu sagen und zu schreiben."

Ruhmreich

Hartmanns offizielles Statement klingt verärgert und sarkastisch, aber auch um Beruhigung bemüht:
"Die Tatsache, dass ich vielen Ensemble-Mitgliedern nicht in ausreichender Form meine unausgesetzten Bemühungen zur Bewältigung dieser schweren Krise hinreichend klar machen konnte, macht mich betroffen, und ich nehme das sehr ernst." Er verstehe, dass in "unserem ruhmreichen Ensemble des Burgtheaters" nicht allen die Geschäftsordnung bekannt sei – "welche die kaufmännischen und künstlerischen Bereiche klar trennt." Er werde "weiter alles in meiner Macht stehende tun, um mit Hilfe der neuen kaufmännischen Geschäftsführung, der Holding und der Politik die Krise zu überwinden und unseren künstlerischen Höhenflug in den Focus zu richten."

Schluss-Satz: "Das Ensemble verdient von allen den höchsten Respekt, und bald wird das Theater wieder gemeinsam stehen."

Holding-Chef Springer wieder äußerte sich in der "ZIB2": Er verstehe "die Irritation", nicht aber die Tatsache, dass das Ensemble der Lagebeurteilung durch externe Prüfer nicht glaube.
In der an Kulturminister Josef Ostermayer gerichteten Erklärung des Ensembles ist von einer "Angstpolitik" Hartmanns die Rede: Mitarbeitern werde die Kündigung als "Sparmaßnahmen-Rute" ins Fenster gestellt. Gegenüber diePresse.com legte Ensemblemitglied Johannes Krisch nach: Er gehe davon aus, dass die Politik "dieses Votum nicht ignorieren werde". Was man als Aufforderung interpretieren kann, Hartmann abzuberufen.

Prüfbericht abwarten

Antwort von Kulturminister Josef Ostermayer: Es werde der Endbericht der Wirtschaftsprüfer zur Causa Stantejsky abgewartet, dann erst entschieden. "Alles andere wäre nicht seriös." Er verstehe die Verunsicherung, aber es gelte, kühlen Kopf zu bewahren. Gegenüber dem Standard erklärte Ostermayer, eine Erhöhung der Burg-Subvention käme nicht in Frage. Für ihn mögliche Maßnahmen, um das laufende Defizit von bis zu 13 Millionen Euro abzudecken: Eine Aufgabe der Spielstätte am Schwarzenbergplatz – oder der Verkauf von Immobilien.

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