Die Geschichte „Mein Gewissen“ ist eines von 365 kleinen Kunstwerken, die Monika Helfer in ihrem neuen, opulenten Erzählband „Wie die Welt weiterging“ versammelt hat. Viele der Geschichten sind im Lauf der Jahre in den Vorarlberger Nachrichten erschienen. Sie lesen sich aber nicht wie ein Nebenprodukt für eine Tageszeitung, sondern erinnern sehr an das klassische Genre der Kalendergeschichten eines Johann Peter Hebel oder Bertolt Brecht.
Monika Helfer erzählt Begebenheiten aus dem Alltag, Erinnerungen aus ihrer Kindheit oder auch sehr Persönliches, wie die Bewältigung des Unfalltodes ihrer Tochter Paula. Sie geht dann auf den Friedhof, um mit der Tochter zu sprechen, oder begibt sich auf den Bergpfad, auf dem Paula mit 21 Jahren abgestürzt ist und von einem Stein erschlagen wurde. Der Vater, Michael Köhlmeier, hat dort zur Erinnerung ein Bild der Tochter an einen Baumstamm genagelt. Die Trauer ist nie vorbei.
Aber auch poetische oder fantastische Geschichten sind ein Teil dieser schönen Sammlung. In „Erbärmliche Rache“ heiratet eine arme junge Frau einen reichen älteren Mann. Sie bekommt Pelze, Schmuck, einfach alles, was ihr Herz begehrt. Allerdings verlangt der Mann von ihr, dass sie wie ein Hund am Boden schläft und nicht im Ehebett. Als er stirbt, erbt sie sein Vermögen, fühlt sich jedoch unglücklich mit ihrem würdelosen Leben.
Monika Helfer ist eine fleißige Autorin, das wird im Text „Mama, Mama“ sehr deutlich. Zwei Männer um die fünfzig treffen einander und unterhalten sich über den Umstand, dass ihre Mütter verstorben sind. Alles scheint seither schiefzugehen, die beiden kriegen ihr Leben nicht mehr in den Griff und jammern. Sie beenden ihre Unterhaltung mit den Worten: „Gut, dass uns niemand zuhört.“ „Und wenn schon.“ „Die Frau da, die eine da, die Schriftstellerin ist, wird alles aufschreiben.“