Donald, Wladimir, Emmanuel, Angela, Silvio, Shinzo, Boris und Justin sind die neurotischen Patienten des exklusiven Sanatoriums von Doktor Garin, das dieser im zentralasiatischen Altaigebirge betreibt. Die Ausgangslage von „Doktor Garin“, dem neuen Roman von Vladimir Sorokin. Zwölf Jahre nach „Der Schneesturm“ begegnen wir dem ehemaligen Landarzt Garin wieder, der nun eine Nobelklinik leitet, in der er die Spitzen der Weltpolitik behandelt. Bis eine Atombombe die Truppe zum Aufbruch zwingt und man sich gemeinsam auf eine abenteuerliche Reise macht, in der auch andere alte Bekannte wieder auftauchen.
Etwa die Zombies gewordenen Dorfbewohner, die Garin damals gegen eine rätselhafte Krankheit hätte impfen sollen. Die Übung gelang nicht, alle, die sich ansteckten, sind heute Untote. Nicht, dass dies der Höhepunkt des Grotesken wäre. Zombies und winzige Feen sind nur flüchtige Bekanntschaften in einem Panoptikum des Absurden. Sorokin ist ein überschäumender Fabulierer, aus dem die aberwitzigen Einfälle nur so herauszusprudeln scheinen. Russisches Wintermärchen plus fantastischer Realismus und eine Prise Russ Meyer. Regimekritik, Russlandklischees und alle möglichen Derbheiten. Sehr unterhaltsam.
Anders als in „Der Schneesturm“ ist nun nicht mehr nur das russische Leben eine Groteske. Auch das internationale Geschehen lässt sich nur anhand wahnwitziger Figuren und Plots beschreiben. Garins Patienten bestehen einzig aus sprechenden Hinterteilen und bekommen täglich Behandlungen mit einem Elektroschocker.
„Wenn man berücksichtigt, dass der Machtapparat sich in einem Stadium befindet, wo die Paranoia immer weiter wächst, muss man aber auf alles gefasst sein“, analysierte Sorokin vor elf Jahren die russische Politik in einem Interview mit dem KURIER. Er hatte recht. Vielleicht auch diesmal. Im neuen Roman landen Donald und Wladimir am Ende als Kunstfurzer im Zirkus.