Virginie Despentes: Hässliche, nervige Männer

Virginie Despentes: Hässliche, nervige Männer
Virginie Despentes über Feminismus und Männerschmerzen

 Ein berühmter Autor bedrängt eine junge Agentin. Sie geht an die Öffentlichkeit, gewinnt eine große Zuhörerinnenschaft, letztlich aber überwiegen im Biest Internet die Anfeindungen. Geht doch nichts über Männersolidarität. Der Autor spielt zunächst verfolgte Unschuld, dann schwört er dem Drogen- und Alkoholkonsum ab. Am Ende hat ihm der Skandal nicht nur nicht geschadet, sondern er hat dreimal so viele Bücher verkauft. Immerhin gewinnt der unsympathische Oscar im Laufe von Virginie Despentes’ Brief-Roman „Liebes Arschloch“ so etwas wie Einsicht.

Die hat er bitter nötig, denn abgesehen von jungen Verlagsmitarbeiterinnen belästigt er auch berühmte Schauspielerinnen. Der legendären Rebecca Latté, Kindheitsfreundin seiner Schwester, schreibt er einen beleidigenden öffentlichen Kommentar. Der Beginn einer mittelprächtigen Brieffreundschaft. War Despentes „Vernon-Subutex“-Trilogie eine Milieustudie der Pariser Kunst- und Drogenwelt in Romanform, werden diese und andere Themen nun in Briefen zwischen Autor und Schauspielerin abgehandelt. Der einfach gestrickte Oscar „versteht nichts von dem feministischen Kram“ und kommt ihr vor wie „eine leidende Prinzessin“. Er bejammert vorenthaltene Mutterliebe und soziale Ungerechtigkeit, sie beklagt, dass sie mit fünfzig zu alt und fett für die Filmbranche ist und Heroin nicht mehr verträgt. Dazwischen liest man die Postings der Presseagentin über „die Macht der weißen Mickriganten“. Klingt fad, ist es auch. Bis auf Rebecca, offensichtlich nach dem Porträt der Schauspielerin Béatrice Dalle gezeichnet. Sie hat Humor, darf mal differenziert, mal derb sein: „Männer in meinem Alter sind nicht nur hässlich, sie nerven auch.“

Virginie Despentes: Hässliche, nervige Männer

Virginie Despentes:
„Liebes Arschloch“.
Kiepenheuer & Witsch. 332 Seiten. 24,70 Euro

KURIER-Wertung: drei von fünf Punkten