Die Geschichte von Penny Rush und einem Wohnmobil namens „Der Hund des Nordens“ ist eines der lustigsten, rührendesten und schrägsten Bücher der Saison. US-Autorin Elizabeth McKenzie erzählt darin von einer liebenswürdigen, aber notorisch unvorsichtigen Frau, die sich um alle kümmert, nur nicht um die, die sich gern um sie kümmern würden.
Der fresssüchtige Burt
Penny, ebenso verloren wie vertrauensselig, hat gerade kein Zuhause. Ihre Eltern sind vor fünf Jahren im australischen Busch verschwunden, ihren Job als Sprechstundenhilfe hat sie soeben gekündigt und ihren Mann Sherman verlassen – er hat sie betrogen, sie hat den Tanga der anderen in der Schmutzwäsche gefunden. Jetzt ist Penny unterwegs nach Santa Barbara. Ein an sich netter Kerl namens Burt, fresssüchtiger Besitzer des oben genannten Wohnmobils, eines Magengeschwürs und jeder Menge weiterer Herausforderungen, hat sich als Steuerberater ihrer Großmutter ausgegeben und Penny um Hilfe gebeten. Denn diese Großmutter, eine pensionierte Ärztin namens Dr. Pincer, ist ein Messie und hat einen Haufen Steuerschulden. Was sich noch als geringstes Problem herausstellen wird. Bald werden menschliche Überreste in ihrem Garten gefunden. Die Frau pflegte verflossene Liebhaber zu sezieren.
Der Rennkuckuck
Das weiß Penny aber noch nicht, als sie das alte Miststück zum All-You-Can-Eat-Buffet führt. Im Laufe dieser Fahrt sticht die ewig unzufriedene Oma ihrer Enkelin mit einer Brosche in Form eines Rennkuckucks in den Oberschenkel.
Die Brosche ist wahrscheinlich mit Rattendreck beschmutzt, weswegen sich die Enkelin eine schwere Infektion zuzieht, was der Großmutter egal ist und die Enkelin nicht daran hindert, anschließend mit dem halb kaputten Bein und ihrem 93-jährigen Großvater quer durch Australien zu fahren.
So weit die Ausgangslage. Es wird zu weiteren Komplikationen kommen. Elizabeth McKenzie hat ein unglaubliches Arsenal an Figuren, jede davon wäre einen eigenen Roman wert.
Toupet im Hundekorb
Allen voran Burt, der die Rippchen von Babe’s Barbecue mehr liebt, als ihm guttut. Weiters liebt er seinen Hund Quetschie, der eigentlich Quichotte heißt, aber das kann hier keiner aussprechen. Burt hat außerdem ein Toupet, das er angeblich mit seinem Bruder teilt. Wenn der Bruder das Toupet hat, sieht Burt 20 Jahre älter aus, findet er. Trotzdem landet das Ding irgendwann im Hundekorb, wo sich Quetschie ein Nest damit baut.
McKenzies fantastische Erzählfreude beschränkt sich aber nicht auf einzelne Figuren oder Szenen. Ihr gelingt eine überzeugende Familiengeschichte, die als Reise von Santa Barbara nach Australien und über Texas zurück nach Kalifornien führt – ein Kalifornien, in dem das Leben von Reich und Schön auf jenes derer trifft, die in ihren Autos schlafen.
Trotzdem gibt’s ein Ende, mit dem man als Leser gut leben kann, auch angesichts der unfassbar verkorksten Ausgangslage.
Zwischendurch führt die Reise ins australische Outback, wo Autos samt Insassen in Erdlöchern verschwinden. Australische Klassiker wie „Picknick am Valentinstag“ lassen grüßen. Protagonistin Penny ist so uneitel und schmerzbefreit, dass man an ihrer statt leidet. Sie merkt weder, dass sie Spinnweben im Haar hat, noch, dass ihr Bein dunkellila entzündet ist. Man will sie beschützen. Etwa vor der miesen Oma und den ständigen Abenteuern. Aber Penny schafft das schon.