Beverly Hills, 1970. Die Menschen sehen aus, als hätten sie einen Deal mit der Vergänglichkeit. Produzenten, Regisseure, Starlets. Einsame, reiche Gattinnen in Begleitung schwuler Boyfriends. Braungebrannt und ewig schön. Doch Einsamkeit ist ein Makel, den auch routinemäßige Schönheits-OPs nicht verbergen.
Einsamkeit ist wie ein Gift. Sie ist ansteckend. Man sieht sie den Menschen an, wenn sie abends an der Supermarktkasse Schlange stehen, im Einkaufswagen ein Lammkotelett, zwei Dosen Katzenfutter, eine Zeitschrift. Maria kauft deshalb immer für einen ganzen Haushalt ein, nie bloß eine kleine Tube Zahnpasta.
Maria, 31, Model, Nebendarstellerin. Frisch vom Regisseur-Gatten geschieden. Die vierjährige Tochter Kate lebt irgendwo an einem Ort, wo man ihr Elektroden an den Kopf setzt, „um herauszufinden, was schief gelaufen ist“. Kate ist das Einzige, an dem Maria hängt. Maria hat kein Ziel.
„Play it as it lays“ erzählt in Rückblenden von einem Dasein voller Brüche. Maria erholt sich in einer Klinik von einem ausschweifenden Leben, in dem ihr so ziemlich alle übel mitgespielt haben. Der Zocker-Vater ist tot, ebenso die neurotische Mutter. Rund um sie nur verrückte Reiche ohne Skrupel. Auf die Opferrolle hat Maria ebenso wenig Lust wie auf sonst was im Leben. Denkt jetzt bloß an das Kind, das sie abtreiben musste. (Der Ex, Starregisseur, zwang sie – das Kind hätte von ihm sein können.)
Sie beklagt sich nicht über die Schmerzen nach dem illegalen Eingriff. Blutet still vor sich hin. Träumt vom toten Kind und beißt die Zähne zusammen. Was soll sie sonst machen in dieser Gegend, wo jeden Tag die verdammte Sonne scheint? Brechen, nein brechen lässt sich Maria nicht.
„Play it as it lays“ (1970) ist ein Klassiker der vor zwei Jahren verstorbenen US-Schriftstellerin und Journalistin Joan Didion, die im deutschen Sprachraum insbesondere mit dem Buch „Das Jahr des magischen Denkens“ bekannt wurde, in dem sie 2005 den Tod ihres Ehemannes John Dunne und die lebensbedrohliche Krankheit ihrer Tochter verarbeitete.
Das weiße Album
Didion, 1934 in Sacramento geboren, beschrieb in vielen Romanen, Reportagen und Essays („Das weiße Album“ versammelt viele davon) das heutige Amerika, nicht zuletzt den Lifestyle einer bestimmten Prominentenclique. Scharf beobachtete sie schon als junge Journalistin die Narzissten einer Hollywood-Society, der sie als Drehbuchautorin später selbst angehörte, doch stets auf Distanz blieb. Ihre Stilbotschaften, inhaltlich wie äußerlich, waren klar. Knapp, präzise und analytisch wurde sie zum Star des „New Journalism“ und zu einer feministischen Ikone.
„Spiel dein Spiel“ lautete der deutsche Titel einer früheren Übersetzung des vorliegenden Romans, was sich gut anhört, aber knapp daneben liegt. Weshalb sich Übersetzerin Antje Rávik Strubel klugerweise für das Beibehalten des Originals entschied.
Ein düsteres, schwer zu fassendes Buch, dessen Antiheldin Maria („Das wird Mai-ei-ah ausgesprochen, um das gleich klarzustellen“) auf ihre sonderbare Weise aufrecht und sich selbst treu bleibt. „Ich weiß, was nichts bedeutet, und spiele weiter mit.“